Was ist das? #1: Auf dem Weg zum Bauchnabel.

Bis zur Geburt wird dein Baby allerbesten und komplett durch die Nabelschnur ernährt. Auch noch etliche Minuten nach der Geburt ist diese Versorgungspipeline über das Plazenta-Mama-Babysystem vollständig intakt. Frühestens dann, wenn die Nabelschnur auspulsiert ist (das kann man ganz eindrucksvoll tasten, du selbst auch), kann das Baby abgenabelt werden. Bis dahin bekommt dein Baby alles noch weiterhin, was es so lange genährt hat. Seit einiger Zeit weiß man auch, dass das mehr ist als Hebammenromantik: Babys Hb-Werte (das ist der rote Blutfarbstoff, das Hämoglobin, das Sauerstoffbindungsmolekül im Blut) profitieren bis zu einem Alter von sechs Monaten (!) davon, wenn man dem Baby diese Zeit nach der Geburt lässt.

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Abnabeln vollzieht sich langsam, mit Zeit und Geduld und Gespür für den richtigen Moment. Von Beginn an – und so bleibt das noch eine ganze Weile.

So, und dann? Wie wird eines Tages ein Bauchnabel daraus? Muss ich was machen, reinigen, darf ich baden? Wie lange dauert es, bis das daraus wird, was man so als Bauchnabel kennt?

Wenn dein Baby dann nach der Geburt abgenabelt wird, klemmt die Hebamme die Nabelschnur mit diesem gefrierclipähnlichen Teil, den du oben im Bild siehst, ab. Und dann wird die Nabelschnur den üblichen biologischen Prozessen nicht mehr durchbluteter Gewebe überlassen: Sie mumifiziert so vor sich hin.

Dieser Prozess dauert ein paar Tage, meistens so eine gute Woche. Die Verbindung lockert sich allmählich, der Nabel wird wackeliger und ein bisschen bräunliches Wundsekret klebt manchmal drumrum oder am Body. Meiner Erfahrung nach ist den Eltern dieser kleine Nabelrest immer ein bisschen unheimlich. Sieht komisch aus, müffelt etwas, aber genau so soll das. Machen musst du: gar nichts.

Ich bin ja grundsätzlich eher so der minimalistische Typ. In verschiedenen Lebensbereichen aus reiner Bequemlichkeit, an dieser Stelle deshalb, weil es einfach nichts braucht, damit der Nabel gut und einfach abfällt und irgendwann in den Body kullert. Vor allem braucht es keine desinfizierenden Maßnahmen, zumindest nicht außerhalb der Klinikmauern. Das führt allerhöchstens dazu, dass die gesunden Hautkeime, die für den Abfallprozess  notwendig sind, schön wegdesinfiziert werden und man damit den Nabel so, wie er ist, konserviert. Haltbar macht. Er soll, mit Verlaub, aber einfach abgammeln. So sieht es aus, wie man auf dem Bild schon erahnen kann, und so riecht es auch.

Mein persönlicher kleiner Nabelguide sieht so aus:

Abnabeln vollzieht sich langsam, mit Zeit und Geduld und Gespür für den richtigen Moment. Von Beginn an – und so bleibt das noch eine ganze Weile.

  1. Studien sagen, dass es ziemlich egal ist, was man tut. Alles oder auch nichts führt dazu, dass ein Nabel ein Nabel wird. So ist das oft in der Medizin (nur gibt man das manchmal nicht so gern zu).
  2. Selbst “Luft dran außerhalb der Windel” oder “feuchtwarm einfach mit drin” macht vermutlich keinen Unterschied. Die derzeitigen Lehrmeinungen zum Thema “Wundheilung” sind im Trend tatsächlich eher “Team feuchtwarm”. Und Pipi ist auch weniger “Iiihhh” als man so denkt.
  3. Wenn es anfängt, ein bisschen zu suppen (ist normal! gesunder Prozess!) kann man ein bisschen drumrum reinigen. Womit, ist Geschmacksache, ich nehme am liebsten einen sauberen Waschlappenzipfel mit warmen Wasser. Perfektionisten nehmen sterile 0,9%-ige Kochsalzlösung aus der Apotheke, it´s-all-so-nature-Mamas gewinnen irgendwie ein paar Tropfen Muttermilch, Hygiene-Hysteriker Desinfektionsmittel. Bis auf letzteres: Mach, wie du willst.
  4. Was auch geht: Calendula-Öl (nicht Tinktur! Die brennt!) oder ein mit Wasser angefeuchtetes Öltuch (ist eh eines meiner Lieblings-covinient-Reinigungstipps, dazu irgendwann mal später). Waschlappen, Wattepads, Kleenex, Q-Tip: auch wurscht. Ich nehme das, was da ist.
  5. Wenn der Nabel ab ist, reinigt deine Hebamme den Nabel einmal gründlich. Oft kommt auch in den nächsten Tagen immer noch etwas feuchtes Sekret – auch ganz normal! Das kannst du mit den obigen Mitteln hin und wieder vorsichtig ablösen.
  6. Der Nabelgrund sieht oft anfangs gelblich-glänzend aus. Nein, das ist kein Eiter!
  7. Manchmal bildet sich auch ein kleines Schorfkrüstchen – auch das fällt in ein paar Tagen ab, auch daran nicht herumpulen.
  8. Manchmal hat sich auch ein kleines Nabelgranulom gebildet. Das sieht aus wie ein winziges, gräuliches Blumenkohlröschen in der Mitte des Nabels. Kleine Granulome trocknen innerhalb weniger Tage weg, größere brauchen mehr Zeit und manchmal eine Prise Salz (ernsthaft, aber ob und was es braucht, sieht und entscheidet deine Hebamme).
  9. Seit 15 Jahren mindestens jedenfalls nicht benutzt: Einen Ätzstift. Hat man früher regelmäßig gemacht “Geht dann schneller, das mit dem Nabel”, heute liegt der noch in einigen Kinderarztschubladen ganz hinten rum. Nicht! Machen! Gibt nicht selten ganz, ganz böse Verätzungsverletzungen. Aua!!!
  10. Wie der Nabel dann später mal aussieht: Weiß kein Mensch und auch deine Hebamme, die manchmal zaubern kann, hat da keinen Einfluss drauf.

Das wars auch schon – mal wieder alles ganz einfach 😉