Versandfrei ab 100€*

Magazin . Baby | Das Leben | Geburt | Mama | Schwangerschaft

Das Mikrobiom in Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit

Vaginale Gesundheit – wichtig für eine unbeschwerte Schwangerschaft

Die orale Einnahme von Laktobazillen beeinflusst tatsächlich die vaginale Flora: Die Darmbakterien sind nämlich direkt an der Zusammensetzung der Vaginalflora beteiligt. Und diese wiederum ist wichtig für eine gesunde Schwangerschaft!

VON Kareen Dannhauer

into-life-into-life-

Laktobazil­len produzieren Milchsäure, einige von ihnen auch Wasserstoffperoxid (H2O2). Dieses reguliert den pH­-Wert und wirkt spezifisch als Bakteriozin, macht also die Umgebung ungastlicher für unerwünschte Bakte­rien und Pilze, sogar für Papilloma-Viren. Es schützt die Va­gina vor Fremdbesiedlungen etwa mit dem unerwünschten Gardnerella vaginalis und anderen Keimen, die im Kontext „Frühgeburtlichkeit“ (vorzeitige Wehen und frühe, vorzeitige Blasensprünge) eine Rolle spielen können. Auch bei Besiedelung mit B-Streptokokken können Probiotika einen günstigen Einfluss auf das Keimspektrum nehmen.

Mikrobentransfer unter der Geburt

Während einer vaginalen Geburt kommt das Baby zum allerersten Mal mit Bakterien direkt in Berührung – und es sind die aus der Vagina seiner Mutter und die aus ihrem Darm. Schon lange hängt man nicht mehr dem Ideal einer „keimfreien Geburt“ nach – heute weiß man es besser. Mama knows best – und Deine Bakterien sind das Beste, was es auf diesem Weg bekommen kann.

Muttermilch – ein probiotischer Drink für Dein Baby

Früher hat man angenommen, Muttermilch sei steril, heute weiß man, dass dies ganz und gar nicht der Fall ist. Vor einigen Jahren hat man den so genannten entero-mammary-pathway entdeckt. Darmbakterien gelangen während der Schwangerschaft offenbar mit Hilfe so genannter dendritischer Zellen über die Blutbahn in das Drüsengewebe der Brust und besiedeln es.

Muttermilch ist ein in vielerlei Hinsicht hochkomplexes, für das Baby perfekt zusammengestelltes Nahrungsmittel mit allen erdenklichen Nährstoffen, aber auch unzähligen weiteren zellulären und epigenetischen Informationen. In einem Milliliter Milch sind neben mehr als 10 Millionen Bakterien, vor allem aus den Laktobazillen- und Bifidobakterien-Familien, auch Humane Milch-Oligosaccharide (HMO) enthalten, die die Bakterien „füttern“. Diese machen Muttermilch zu einem prä- und probiotischen Drink und leisten einen wesentlichen Beitrag zur physiologischen Besiedelung des Babydarms.

Das Busen-Mikrobiom und Infektionen

Diese „guten Bakterien“ sind nicht nur ideal für dein Baby, bestimmte Keimstämme (etwa L. salivarius und L. gasseri) können wirksam gegen eine Brustentzündung (Mastitis) sein und ihnen vorbeugen. Studien* haben gezeigt, dass sich der Zustand von Frauen, die diese Bakterien mindestens drei Wochen lang einnahmen, deutlich verbesserte, während sich bei den Placebo-Gruppen nichts Wesentliches änderte.

Vaginal Seeding

Wird ein Baby per Kaiserschnitt geboren, kommt es während der Geburt nicht mit mütterlichen Vaginalkeimen in Kontakt. Es ist bekannt, dass Kaiserschnitt-Babys im Laufe ihres Lebens häufiger unter Allergien, allergischem Asthma, Übergewicht und verschiedenen Autoimmunerkrankungen leiden als Babys, die vaginal auf die Welt gekommen sind.

So wurde von Mikrobiomforschern in den USA vor einigen Jahren die Idee des Vaginal Seeding geboren. Die frisch per Bauchgeburt geschlüpften Babys werden dazu nach der Geburt bereits im OP im Mund, im Gesicht und an den Händchen mit dem Vaginalsekret ihrer Mütter benetzt, um diesen Keimtransfer zu imitieren. Auch einige Kliniken in Deutschland bieten das mittlerweile an. Sollte das aus unterschiedlichen Gründen keine Option sein, ist das BABY FLOR eine Idee, um dies zu ersetzen.

Baby´s Bauch …

Die Besiedelung mit einem besonders günstigen, physiologischen Keimspektrum, das wir von unserer Mutter weitergegeben bekommen, ist tatsächlich die Wiege unserer Mikrobiota, vermutlich lebenslang. Sie ist eine wichtige Voraussetzung für unsere Gesundheit und beeinflusst alle nur denkbaren Organsysteme, von der wichtigen Barrierefunktion der Darmschleimhaut bis zur Gut-Brain-Axis.

Schon allein der Magen-Darm-Trakt eines frisch geborenen Babys muss Enormes leisten: Nahrung aufnehmen, sie peristaltisch weiterleiten, verstoffwechseln, wieder ausscheiden. Es dauert etwa 3 Monate, bis sich diese Vorgänge gut eingespielt haben. In dieser Zeit mühen sich viele Babys mit ihrer Verdauung. Das ist in einem gewissen Rahmen normal und auch nicht therapiebedürftig. Sollten aber gewisse Umstände für eine Dysbiose sprechen, kann die gezielte Gabe gewisser probiotischer Stämme dem Baby beim Aufbau einer gesunden, stabilen Darmflora helfen.

Ein Probiotikum für Mama & Baby

Und weil die Bakterienstämme von schwangerer Frau, stillender Mutter und Baby auf diese wundersame Weise voneinander abhängen und sich bedingen, haben wir ein Probiotikum entwickelt, dass auf diese besonderen Zusammenhänge rund um Schwangerschaft und Geburt abgestimmt ist: Das Baby Flor.

Welche Bakterienstämme sind enthalten?

Lactobacillus rhamnosus

Ein wichtiger Keim der gesunden vaginalen Flora, in der Darmflora ist er assoziiert mit einer positiven Wirkung auf das Immunsystem, vor allem die Inzidenz von Atemwegserkrankungen.

Lactobacillus fermentum

Kommt natürlicherweise in der Muttermilch vor. Dieser Keim konnte in einer Studie Beschwerden durch schmerzhafte Milchstaus, ausgelöst durch Staphylokokken, lindern. Babys profitieren von einer probiotischen Gabe und weisen deutlich weniger Magen-Darm-Infekte im ersten Lebenshalbjahr auf.

Lactobacillus reutreri

Eines der bestuntersuchten Keime mit vielfältigen positiven Wirkungen. Auch er kommt natürlicherweise in der Muttermilch vor, deren Menge ist unmittelbar abhängig von der Anzahl im mütterlichen Darm. L. reuteri produziert Reuterin, ein Bacteriozin gegen schädliche Bakterien (etwa Clostridien) und gegen Rotaviren.

Lactobacillus salivarius

Ist der Signatur-Keim der Darmflora von gestillten Babys.

Bifidobacterium infantis

Dieses Bakterium ist ebenfalls als Probiotikum gegen Mastitiden bekannt. L. salivarius ist zudem ein Keim, der Wasserstoffperoxid (H2O2) synthetisiert, ein wichtiges Bakteriozin für die Vaginalflora und auch für die gesunde Babydarm-Barriere und sein Immunsystem.

Für wen sind die Tropfen?

Diese Tropfen sind ein Produkt für beide, also für Mama und Baby. Gründe, sie gegebenenfalls ergänzend zu eventuell medizinisch verordneten Therapien zu nehmen, können sein:

Mama

  • Alle Themen rund um vorzeitige Wehen oder (drohende) Frühgeburtlichkeit, auch in der Vorgeschichte
  • Wiederkehrende vaginale Infektionen oder Blaseninfekte
  • Infektionen mit B-Streptokokken
  • Nach Antibiotikagabe
  • Bei Brustentzündungen oder wiederkehrende Milchstaus/ Mastitiden, auch in der Vorgeschichte
  • Dosierung: 1-2 x tgl. eine halbe Pipette (30 Tropfen) vor einer Mahlzeit direkt in den Mund tropfen

Baby

  • Nach einer Bauchgeburt (Geburt mit einem Kaiserschnitt)
  • Nach einer Antibiotikagabe unmittelbar vor oder während der Geburt oder später in der Babyzeit
  • Nach wiederholten Candida-Infektionen in der Schwangerschaft
  • Wenn Dein Baby nicht gestillt wird
  • Ergänzend bei Mund- und/ oder Windelsoor
  • Bei „Dreimonatskoliken“, wenn ein Ungleichgewicht der Darmflora dahintersteckt.
  • Dosierung: 1-2 x tgl. eine viertel Pipette (15 Tropfen) vor einer Mahlzeit in den Mund tropfen

30 Tropfen enthalten 1×10^8 KBE

Mama Flor ist ein spezifisches Probiotikum, bestehend aus 10 wertvollen Stämmen verschiedener Bifidusbakterien und Lactobazillen

Mama Flor

Mikrobiom für Frauen

60 Kapseln (49,83 € / 100 Kapseln)

Jetzt entdecken

29,90€*

Magazin . Das Leben | Familie | Kinderwunsch | Mama | Schwangerschaft

Eine kleine Geburt. Vom Umgang mit dem Unfassbaren.

Es geht heute um frühe Abschiede, wenn also ein Baby sich schon ganz zu Beginn einer Schwangerschaft verabschiedet. Zu einem Zeitpunkt, in dem das Schwangeren noch ganz zart, fragil und oft auch ein Geheimnis ist. Für die betroffenen Frauen ist es oft ein Fall ins Bodenlose. Fehlgeburten also.

Die meisten Fehlgeburten, die ich lieber Kleine Geburten nenne, ereignen sich im Rahmen einer so genannten Verhaltenden Fehlgeburt, medizinisch: die missed abortion.

VON Kareen Dannhauer

into-life-into-life-

Sie macht sich erst mal nicht an bestimmten äußerlichen Symptomen bemerkbar. Oft wird nur zufällig bei der zweiten oder dritten Vorsorgeuntersuchung entdeckt, dass das Baby nicht mehr gewachsen und keine Herzaktion mehr nachweisbar ist. Eine Blutung fehlt also zunächst. Diese Diagnose ist immer ein Schock und eine emotionale Katastrophe. Dein Baby ist gegangen, einfach so.

Auch in meinem Buch war mir dieses Thema ein wichtiges Anliegen, denn der weitere Umgang damit ist in Deutschland noch weitgehend, mit Verlaub, hinter dem Mond. Noch immer ist es vielerorts medizinische Routine, die Frauen sofort für eine Curettage, eine Ausschabung also (warum nur gibt es in der Frauenheilkunde so viele verletzende, schmerzhafte Worte?). Und, ein weiterer Punkt, an den man vielleicht gar nicht so denkt: Fehlgeburten sind häufig. Etwa 20 % aller Frauen sind irgendwann in ihrem Leben davon betroffen.

Und natürlich ist das in den alleeseltensten Fällen notwendig (unten findest Du weitere und konkrete Zahlen, wir reden hier von weit über 90 %) und auf vielen nur denkbaren Ebenen eine weitere Verletzung der weiblichen Integrität.

Ich war sehr berührt über die Resonanz, die man erfährt, wenn man beginnt, darüber zu sprechen. Ein trauriges und schmerzendes Tabu irgendwie.

Meiner Freundin, der wunderbaren Okka Rohd, habe ich für Ihr Blog SLOMO gerade ein Interview gegeben, danke Okka, dass Du diesem Thema so feinfühlig und interessiert Beachtung und Verbreitung einräumst!

Ihr findest den Artikel hier.

Was du jetzt tun kannst:

  • Erst mal gar nichts. Außer realisieren, was da geschehen ist. Zunächst stehst du unter Schock und machst von nun an – in sehr individuellem Tempo – alle Phasen der notwendigen Trauerarbeit durch. Bodenlose Verzweiflung, Trauer, Wut und natürlich auch die große Frage nach dem »Warum?« stürzen dich in eine emotionale Achterbahn. Von jetzt auf gleich ist alles anders.
  • Ein winziger Hoffnungsfunken: Manche Babys wachsen auch zu Beginn einer Schwangerschaft sehr unorthodox. Von den gültigen Normwerten ist das zu halten, was immer von ihnen zu halten ist: Es ist die Mittellinie durch alle Ausreißer. Untersuchungen zeigen, dass ein abwartendes Verhalten auch bei leeren Fruchthöhlen und Babys ohne Herzschlag durchaus Sinn macht. Manche Babys scheinen zu einer ganz frühen Zeit in ihrem Wachstum und sogar mit ihrem Herzschlag auch so etwas wie in Winterschlaf zu fallen. Es spricht überhaupt nichts dagegen, etwa zwei Wochen lang zu warten, um dann noch einmal zu schauen. Ich habe schon einige Babys im Wochenbett betreut, deren Müttern gesagt wurde: »Das wird nix, da sehe ich nichts. Da müssen wir eine Ausschabung machen.« Hänge nicht alles daran, aber überstürze eben auch nichts. Eine oder zwei Wochen lang abzuwarten und dann noch mal zu schauen – auch hier: nicht alle zwei Tage, weil du sonst innerlich durchdrehst – kann in jedem Fall eine Option sein.
  • Wenn es doch so ist, dass dein Baby gegangen ist: Verarbeiten ist ein Prozess. Körper und Seele brauchen ihre Zeit. Deshalb ist es hilfreich, nichts zu überstürzen und in Aktionismus auszubrechen. Bis vor wenigen Jahren war es noch üblich – und in einigen Regionen ist es das bis heute –, den Frauen direkt nach der Diagnose, dass das Baby nicht mehr lebt, einen Überweisungsschein für die Klinik zur Ausschabung in die Hand zu drücken, wo sie sich spätestens am folgenden Tag auf dem OP-Tisch wiederfanden. Das ist weder notwendig noch ratsam. Für jede weitere Schwangerschaft ist es gut, die Gebärmutter wirklich in Ruhe zu lassen und sie keinem Verletzungsrisiko auszusetzen. Sie kann das alleine! Du kannst alternativ eine natürliche »Kleine Geburt« einfach zu Hause abwarten. Das kann allerdings dauern, manchmal nur einige Tage, manchmal auch (wenige) Wochen. Nur in ganz seltenen Fällen ist letztlich eine Curettage nötig! In vielen anderen europäischen Ländern, etwa Skandinavien, der Schweiz oder den Benelux-Ländern, ist dieses Vorgehen mittlerweile absolut üblich.
  • Überlege zumindest, ob das eine Option für dich ist. Es ist verständlich, dass du erst mal innerlich die Flucht ergreifst und einfach nur in Narkose versetzt werden möchtest, in der Hoffnung, das könne auch deine unendliche Verzweiflung betäuben.
  • Ein totes, winziges Baby in deinem Bauch – und einfach so abwarten? Manchmal ist das eine etwas unheimliche Vorstellung. Andersherum gedacht: Dort bei dir ist es noch ganz sicher und geborgen. Ganz sicher entwickelst du jedenfalls keine »Vergiftungs«- oder Sepsis-Symptome, zu deren Vermeidung du eilig etwas tun müsstest. Ganz im Ernst und ganz sicher: Es ist nicht gefährlich, einfach abzuwarten!
  • Eine weitere Möglichkeit ohne langes Warten, welches manchen Frauen als zu große Herausforderung erscheint, und ohne eine Curettage ist die Gabe eines Medikaments, das recht zuverlässig eine natürliche »Kleine Geburt« auslöst, dazu findest du mehr unten!
  • Suche dir eine Hebamme, die Fehlgeburten zu Hause begleitet. Sie unterstützt dich in diesem ganzen Prozess, körperlich, aber auch in deiner Trauer, mit allen deinen Fragen. Falls es nötig ist, gibt es auch verschiedene Möglichkeiten der naturheilkundlichen Unterstützung, die deine Hebamme anwenden kann. Auch diese Hebammenbegleitung wird von deiner Krankenkasse übernommen.
  • Ausnahmslos alle Frauen, die ich mit einer Fehlgeburt zu Hause begleitet habe, waren sehr glücklich und dankbar, einen Weg gegangen zu sein, der damit Bestandteil des »Lebens im Fluss« und der eigenen körperlichen Kompetenz war, der keine (chirurgischen) Maßnahmen unter Narkose gebraucht hat.

Wenn du gern auf eine Ausschabung verzichten möchtest, ist das Wichtigste, dass dir vorher klar ist, dass es Warten bedeutet, und dass das nicht immer leicht ist. Es kann wirklich dauern! Nimm dir diese Zeit zum Abschied nehmen, zum Weinen, für die Leere, die erst mal leer bleibt – für all das. Ich empfehle den Frauen immer als Erstes, einmal den Zyklus aus der Vor-schwanger-Zeit nachzurechnen. Oft verabschieden sich die Kinder zu einem Zeitpunkt, an dem du normalerweise deine Menstruation bekommen hättest, und auch begleitende Maßnahmen (siehe gleich unten) sind zu diesem Zeitpunkt besonders sinnvoll, weil dann die Gebärmutter offenbar auf mehr Aktivität eingestellt ist. Rechne also damit, dass es eher zwei bis drei Wochen dauert, bis dein Körper das Baby hergeben möchte, als zwei bis drei Tage.

Das Warten kann zäh sein, traurig, leer und lang. Und es ist eine Herausforderung, deinen Alltag mit diesem Geschehen in dir zu verbinden. Manchmal wirst du das Gefühl haben, nichts ließe sich jetzt damit vereinbaren. Wie sollst du weitermachen, als sei nichts geschehen, arbeiten, einkaufen, Kindergarten-Elternabend, Geburtstag einer Freundin? Und dabei darauf zu warten, dass du dein Baby endgültig verlierst? Manchmal tut es auch gut, sich mit diesen alltäglichen Dingen abzulenken. Die Sorge, es könnte jederzeit ohne Vorwarnung losgehen, du also unvermittelt zu bluten beginnst, ist fast immer unbegründet.

Im Nachhinein wird sich diese Zeit, die du dir genommen hast und die Wichtigkeit, die du damit diesem Kind, das ab jetzt für immer Teil deiner Biografie (und auch für immer dein Kind) sein wird, eingeräumt hast, für dich friedlich, gut und richtig anfühlen. Es ist manchmal ein notwendiger Weg, und manche Schritte, die wir im Leben zu gehen haben, lassen sich nicht abkürzen.

Dein Baby loslassen

Spüre achtsam nach, wie viel Zeit du euch geben möchtest und kannst, bis dein Baby sich von dir verabschieden kann und du dich von ihm. In Absprache mit deiner Hebamme kannst du ergänzend folgende Maßnahmen erwägen, ich habe hier nur die verkürzte Version aus dem Buch dringelassen. Einfach um unkundiges Anwenden in verantwortungsvolle Hände zu geben. Suche Dir Unterstützung!

Naturheilkundliche Maßnahmen, um dein Baby loszulassen:

  • Hirtentäschel-Urtinktur
  • Alternativ oder ergänzend: Hirtentäscheltee
  • Ein gebärmutteranregendes Massageöl für deinen Bauch ist das Ut-Öl (Ingeborg Stadelmann). Massiere damit sanft deinen Bauch über dem Schambein. Es kann sein, dass diese Berührung deiner Gebärmutter, in dem dein Kind noch weich eingebettet ist, sehr emotional und berührend für dich ist. Nimm dir Zeit für alles, was da kommt, auch alle Tränen, die geweint werden wollen.
  • Rainfarntinktur
  • Vitamin C hochdosiert, 6 Gramm (etwa ein TL voll) gut über den Tag verteilt. In dieser Dosierung regt Vitamin C die Gebärmutteraktivität an. Achtung, die Darm-Peristaltik ebenfalls: Diese Dosis kann Durchfall auslösen. Am besten als Ascorbinsäure-Pulver, in einer dunklen Glasflasche aufgelöst, über den Tag verteilt trinken. Wenn dir das zu sauer ist, sind retardierte Kapseln eine Alternative.
  • Homöopathie:Klassische Homöopathie kann ein ganz wunderbarer unterstützender Weg sein, das geht aber nicht hier auf dem schnellen Weg. Deine kundige Hebamme oder Heilpraktikerin kann Dich da gut begleiten.
  • Senfmehlfußbäder wirken intensiv anregend und ausleitend: 2 EL Senfmehl (aus der Apotheke) in einen großen Eimer geben (gut ist es, wenn die halbe Wade mit hineinpasst), lauwarmes Wasser dazu geben. 10 bis 15 Minuten Füße baden, dabei ruhig nach und nach heißeres Wasser dazulaufen lassen (ansteigendes Fußbad). Wahrscheinlich werden deine Füße richtig warm, manchmal brizzelt es auch etwas. Danach ist die Haut wahrscheinlich leicht gerötet und brennt etwas, das ist normal. Creme oder öle die Füße gut ein, ziehe dir warme Socken an und lege dich zum Nachruhen ins Bett.

Schulmedizin: Ohne Curettage

Es gibt natürlich auch einen schulmedizinischen Weg, der ist in Deutschland aber eben noch nicht so bekannt. Dies wird sich in den nächsten Jahren ändern, weil die Zahlen dazu aus den Ländern (etwa Skandinavien, Benelux, Schweiz), in denen dies Verfahren mittlerweile ganz und gar üblich ist, einfach so bestechend gut sind. Einige Frauenärzte, und auch Kliniken, verordnen mittlerweile auch recht großzügig das Medikament Misoprostol (Cytotec®), welches im Off-label-Verfahren sowohl für eine Geburtseinleitung bei Terminüberschreitung, als auch bei einem medikamentösen Schwangerschaftsabbruch verwendet wird. Dieses Medikament ist verschreibungspflichtig und löst bei einer missed abortion recht zuverlässig eine Fehlgeburt aus. Auch das kann also eine Option sein, wenn du nicht (weiter) warten kannst oder möchtest, aber dennoch am liebsten um eine Curettage herumkämest. Diese Tabletten werden vaginal angewandt, und es braucht eine valide Dosis: In den Studien dazu kommt es nach der vaginalen Gabe von 800 μg Misoprostol bei 90,6 Prozent, nach 600 μg bei 87,8 Prozent aller Frauen (das sind meistens 3 bis 4 Tabletten à 200 μg) zu einer vollständigen Fehlgeburt, die keiner weiteren Behandlung bedarf. Oftmals folgt das In-Gang-Kommen der »Kleinen Geburt« mit Blutungen und wehenartigen Schmerzen wenige Stunden später.

Wichtig ist hier, dass die Dosis auch stimmt. Manche Frauenärzte „trauen“ sich offenbar noch nicht so recht an diese noch neue und zudem Off-Label-Anwendung heran. Aber nur halbherzig einzelne Tabletten zu verteilen, bringt dann meistens original gar nichts.

Nur gehört eine solche medikamentös unterstützte Fehlgeburt auch in gute Begleitung, die der Frauenarzt im Praxisbetrieb oft nicht so gut übernehmen kann. Es ist nämlich wirklich eine Kleine Geburt, viel mehr das als eine verstärkte Menstruation! Viele Frauen unterschätzen den Umfang der Blutung, erschrick nicht darüber. Es ist gut möglich, dass mehrere Handvoll Blut mit Gewebsanteilen aus dir herauskommen, gar nicht selten löst sich auch die etwa walnussgroße Fruchthöhle und kommt gänzlich intakt aus dir heraus. Umso wichtiger ist deshalb auch hier Hebammenbegleitung in den Tagen drum herum; du selbst kannst und sollst nicht beurteilen, ob das alles richtig so ist.

Was passiert bei einer natürlichen Fehlgeburt

Die meisten Frauen beginnen zuerst stärker zu bluten und bekommen dann wehenartige Schmerzen, die sich – wenn du noch keine Babys geboren hast – ungefähr anfühlen, wie intensive Regelschmerzen. Es ist absolut in Ordnung, dabei Schmerzmittel zu nehmen. Bei einer Einleitung mit Cytotec® lasse ich meinen Frauen Ibuprofen 600 und Buscopan® da, die sie einfach nach Gefühl nehmen können oder auch gleich zusammen mit dem Cytotec®. Auch ein Tee aus Gänsefingerkraut kann helfen, Schmerzen zu lindern. Die Kräuterexpertin Margret Madejsky empfiehlt, das Kraut in Milch gesotten zuzubereiten: Nimm dazu 1–2 EL auf einen Viertelliter Milch und lasse alles zusammen 5–10 Minuten köcheln.

Am einfachsten ist es, wenn deine Frauenärztin dir Cytotec mitgibt, sodass du es zu Hause, an einem guten Ort, zu einem Zeitpunkt, den du selbst bestimmst, anwenden kannst. Wichtig ist, dass du nicht allein bist! Dein Mann kann bei dir sein und/oder eine Freundin. Und mit etwas Glück ist auch deine Hebamme in Rufnähe. Sorge für eine gute, gemütliche und geschützte Umgebung. Mach das Handy aus. Dein Mann wird vermutlich froh sein, irgendetwas tun zu können, vielleicht macht er dir Schnittchen und eine Wärmflasche. Ihr betrauert gemeinsam einen großen Verlust.

Von der Cytotec®-Gabe bis zum In-Gang-Kommen der Fehlgeburt dauert es meist eine bis vier Stunden. Viele Frauen unterschätzen den Umfang der Blutung – erschrick nicht darüber. Es ist gut möglich, dass mehrere Handvoll Blut mit Gewebsanteilen aus dir herauskommen. Manchen Frauen wird auch etwas übel und sie müssen sich übergeben. Gar nicht selten löst sich dann auch die etwa walnussgroße Fruchthöhle und kommt gänzlich intakt mit dem kleinen Embryo aus dir heraus. Manche Frauen wollen das Baby achtsam auffangen (zum Beispiel irgendwie absurd trivial mit einem Küchensieb) und vielleicht im Garten verbuddeln. Achte also darauf, wenn du auf die Toilette gehst: Es kann gut sein, dass es dort aus dir herausflutscht.

Hebammenbegleitung ist dabei und auch in den Tagen drum herum enorm wichtig und hilfreich. Allein bist du auf allen Ebenen damit ver- mutlich vollkommen überfordert. Du selbst kannst und sollst nicht be- urteilen, ob das alles so richtig abläuft. In seltenen Fällen kann eine Blutung auch mal so kräftig sein, dass du dich lieber in ein Krankenhaus fahren lässt. Verbluten wirst du aber ganz sicher nicht!

Curettage

Auch wenn es sich in den Abschnitten zuletzt vorwiegend darum drehte, wie du eine Ausschabung vermeiden kannst, ist eine solche natürlich nicht das Ende der Welt, obwohl sich vielleicht alles in dir gerade sowieso so anfühlt. Wenn alles Warten nicht zu einer spontanen (oder nicht zu einer vollständigen) »Kleinen Geburt« geführt hat, oder wenn das für dich kein denkbarer Weg war, ist eine Curettage in der Gynäkologie ein Routineeingriff, der nur wenige Minuten dauert. In vielen größeren gynäkologischen Praxen wird dieser Eingriff ambulant durchgeführt. Du bekommst dazu eine Narkose (eine kurze, angenehme, fast immer mit Propofol, einem intravenös verabreichten Narkosemittel) und kannst kurz darauf nach Hause gehen.

Nach einer Fehlgeburt

  • Nach einer Fehlgeburt blutet es meist noch einige Tage lang leicht, etwa wie bei einer Menstruation. Einige Frauen haben noch einige Zeit – bis zu wenige Wochen lang – eine leichte Schmierblutung. Wenn du dazu etwas Unterstützendes unternehmen möchtest, kann → Frauenmanteltee oder → Nest-Tee eine gute Idee sein. Oft stellt sich dein Menstruationszyklus auch bald darauf wieder ein.
  • Einige Frauen wollen am liebsten sofort wieder schwanger werden, andere brauchen etwas mehr Zeit. Aus meiner Erfahrung sind alle Empfehlungen zu den Pausen, die eingehalten werden sollten (sofort? Erst nach drei Zyklen?) nicht besonders hilfreich, das sagt auch die aktuelle Studienlage. Du wirst schwanger, wenn es wieder so sein soll, und auch dein Körper wieder bereit dazu ist. Der Verlust wird dich auf emotionaler Ebene sicher noch einige Zeit begleiten. Von einem Moment auf den anderen hat sich deine Lebensperspektive total verändert: Auch wenn dein Baby noch winzig klein war, war es eben doch schon ganz da. Mit allen Bildern, die du dazu im Kopf hattest: Du im nächsten Frühling mit Kinderwagen herumspazierend. Es gab schon einen ausgerechneten Entbindungstermin. Du hast schon mal verstohlen bei H&M in der Umstandsabteilung geguckt. Deine Eltern haben schon in überbordender Vorfreude das Familienbabybettchen vom Dachboden geholt. Alle diese kleinen und großen Dinge.
  • Neben allem, was nun so unendlich traurig ist, ist auch das plötzliche Zuschlagen des Schicksals etwas, mit dem wir oft nicht rechnen. Das wirft uns aus unserer vermeintlich so sicheren Welt und nimmt uns etwas von dem Selbstverständlichen, vielleicht auch von dem naiv-romantischen Gefühl, dass immer alles gut geht. Es ist vielleicht im Moment nicht besonders tröstlich, aber auch glücklose Schwangerschaften sind in unserer Frauen-Fruchtbarkeitsbiografie etwas Normales, etwas das geschieht, und auch etwas, dass nicht grundsätzlich die Frage »Können wir jemals ein gesundes Baby bekommen?« verneint – auch wenn es sich jetzt gerade erstmal so anfühlt.
  • Männer und Frauen trauern möglicherweise unterschiedlich, vielleicht hast du das Gefühl, dein Mann könne schon viel schneller zu etwas wie Alltag zurückkehren und fühlst dich unverstanden.
  • Auch in deinem Umfeld warten manchmal Momente, in denen du still leidest und einfach unfassbar traurig bist. Vielleicht verkündet eine Freundin kurz darauf ihre Schwangerschaft – oder traut sich kaum, weil sie auch deine Geschichte mit dir geteilt hat – und du freust dich für sie, natürlich, aber …
  • Rechne damit, dass es Zeit braucht. Eine kleine Narbe auf deiner Seele wird bleiben. Und ein kleiner Platz in deinem Herzen für dieses Kind auch.

Rockel-Loenhoff, Anna, Die Embryogenese im ersten Trimenon: Hebammenarbeit im Wissen um die Entwicklungsphasen, DHZ 2/2012.

Moore, Keith / Persaud, T.V.N., Embryologie, Entwicklungsstadien, Frühentwicklung, Organaogenese, Klinik. Urban & Fischer, 2007.

Abdallah, Y. / Daemen, A. / Kirk, E. / Pexsters, A. / Naji, O. / Gould, D. / Stalder, C. / Ahmed, S. / Bourne, T. / Timmerman, D. / Bottomley, C. / Syed, S. / Guha, S., Limitations of current definitions of miscarriage using mean gestational sac diameter and crown-rump length measurements: a multicenter observational study Ultrasound in Obstretics & Gynecology, 13 October 2011.

Gemzell-Danielsson, K. / Ho, P.C. / Gómez Ponce de Leon, R. / Weeks, A. / Winikoff, B., Misoprostol to treat missed abortion in the first trimester, International Journal of Gynecology and Obstetrics (2007) 99, S182–S185.

Esteve, J.L. / Varela, L. / Velazco, A. et al., Early abortion with 800 micrograms of misoprostol by the vaginal route, Contraception 59 (1999) 219–225.

Pandian, Z. / Ashok, P. / Templeton, A., The treatment of incomplete miscarriage with oral misoprostol, Br J Obstet Gynaecol 108 (2001) 213–214.

Barceló, Francisco / De Paco, Catalina / López-Espín, Jose J. / Silva, Yolanda / Abad, Lorenzo / Parrilla, Juan J., The management of missed miscarriage in an outpatient setting: 800 versus 600 μg of vaginal misoprostol, Australian and New Zealand Journal of Obstetrics and Gynaecology, February 2012, Pages 39–43.

Goldstein, R.R. / Croughan, M.S. / Robertson, P.A., Neonatal outcomes in immediate versus delayed conceptions after spontaneous abortion: a retrospective case series. Am J Obstet Gynecol. 2002 Jun;186(6):1230–1234

Magazin . Das Leben | Familie | Mama | Wochenbett

Mama hat das nicht mehr auf dem Zettel!

Eigentlich war der Plan anders: Du und dein Mann, ihr wolltet euch alles 50:50 aufteilen. Doch seit das Baby da ist, platzt dir vor lauter To-dos fast der Kopf – und zwar nur dir. Mental Load heißen die vielen Aufgaben, die (meist) Mama gedanklich jongliert. Warum es Zeit ist, dass Papa auch davon die Hälfte übernimmt. Und er dafür sicher nicht gelobt wird, nein!

VON Kareen Dannhauer

into-life-into-life-

Mental Load ist eine neuere Vokabel, die dir vermutlich erst rund um die Geburt deines ersten Kindes über den Weg läuft. Vielleicht auch erst dann, wenn ihr schon in diese Falle hineingetappt seid, wenn du mitbekommst, dass für deine manchmal am Mutterglück nagende Unzufriedenheit bereits ein Wort gefunden wurde.

Was bedeutet Mental Load?

Dem Kind die Fußnägel schneiden. Wissen, wie gelbe Babykacke-Flecken aus Wolle-Seide-Bodys rausgehen. Das Ins-Bett-geh-Ritual einläuten. Überlegen, was morgen gekocht wird: In ungefähr 80 % der Familien machen das die Mütter, ohne, dass es irgendjemandem auffällt (außer den Müttern, vielleicht aber noch nicht mal denen).

Mental Load meint die Summe aus all diesen alltäglichen »Kleinigkeiten«, die wenig gesehen werden und kaum Wertschätzung erfahren, die aber irgendwie erledigt werden müssen. Es sind die 137 Tasks, die wir gleichzeitig offen haben und die einen stetigen Parallelhandlungsstrang bilden. Bei der größten Suchmaschine der Welt erzielt Mental Load mittlerweile dreistellige Millionenergebnisse.

Mental Load dürfte damit gleichzeitig diejenige Wortneuschöpfung sein, die beim Thema Kinderkriegen die höchste soziale Sprengkraft mitbringt. Sie rüttelt an Grundfesten, daran, wie wir bewusst und unbewusst sozialisiert worden sind. Wir sind die erste Generation, der immer »you can have it all« (meint zum Beispiel, klaro, Karriere und Kinder) versprochen wurde und die zumindest theoretisch mit einem Ideal von Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen aufgewachsen ist. Gleichzeitig wundern wir uns permanent, warum wir das alles irgendwie doch nicht so einfach unter diesen einen Hut bekommen.

Mütter, die an Väter delegieren müssen: Auch das ist Mental Load

Die Perspektive ist dabei eher die weibliche: Die Frau ist primär zuständig in diesen »Familie-und-Gedöns-Dingen« und delegiert (auch das: Mental Load) gewisse Teilaufgaben an den Mann. Das entspringt nicht den steilen Thesen irgendwelcher durchgeknallten Feministinnen, sondern basiert auf Zahlen: Frauen leisten in heterosexuellen Partnerschaften nach der Geburt eines gemeinsamen Kindes 52 Prozent mehr an Haushaltsarbeit, neudeutsch »Care-Arbeit« genannt.

Später mündet das in einen proportional zur Kinderzeit sich öffnenden Gender-Pay-Gap, in die Teilzeitfalle, die Altersarmut – all diese unattraktiven Dinge, die gefühlt so unendlich weit weg sind von der eigenen Realität. Erstaunlicherweise scheinen wir emanzipierten Millennials, Männer wie Frauen, nämlich das Ideal einer 50:50-Aufteilung nicht in die Realität umzusetzen, während wir so gern daran glauben, wir täten es.

„Aber Schatz, warum hast du denn nichts gesagt?“

Paare mit gemeinsamen Kindern, die sich trennen, tun dies heutzutage in einem hohen Maße, weil sie die gemeinsame Idee von Lebensgestaltung nicht auf die Reihe bekommen, weniger, weil sie sich fremdverlieben. Weil die als ungerecht verteilt empfundene Dauerbelastung die gemeinsame Idee von „Miteinander-Familie-Leben“ aushöhlen kann.

Ein weiteres zentrales Kennzeichen von Mental Load ist die höchst unterschiedliche Wahrnehmung derer, die darin gefangen sind. Exemplarisch heißt die wohl bekannteste Episode in dem 2018 erschienenen Comic der französischen Bloggerin Emma The Mental Load: „You should have asked!“ – „Aber Schatz, warum hast du denn nichts gesagt!“

Entlarvende Sätze für Mental Load

  • Dein Mann hilft aber super im Haushalt! (Nein, er wohnt hier.)
  • Hat dein Mann heute Kinderdienst? (Na ja, er ist der Vater …)
  • Nimmt dein Mann auch die vollen beiden Monate Elternzeit?
    (Es gibt keine „zwei Vätermonate“.)
  • Finde ich toll, wie dein Mann dir den Rücken frei hält! (Ähm …)

Und Maternal gatekeeping?

Manchmal wird im Kontext von Mental Load der Begriff des Maternal gatekeeping angeführt, nämlich dann, wenn vermeintliche Gründe für die ungleiche Lastenverteilung gesucht werden: Es wird argumentiert, dass die Mütter all die Baby- und Kinderaufgaben an sich rissen und ihren Männern, den Vätern, keinen Fußbreit im ihrem Hoheitsterritorium ließen.

Sie behandelten ihre Männer so, als seien diese ein wenig doof. Als würden die Kinder verhungern und erfrieren, wenn sie bei einem zweistündigen Ausflug nicht mit langen Listen, wollseidenen Schals und einer Tupperdose mit geschnitztem Bio-Obst ausgerüstet seien. Nichts kann man den Müttern recht machen!

Gefangen zwischen Resignation und Papa-will-gelobt-werden

Den Frauen wird mit diesem Argument nun also vorgehalten, dafür zuständig zu sein, ihrem Mann die Vaterrolle angenehm zu gestalten. Sie mögen ihn dazu bitte regelmäßig und ausgiebig loben, dass eine Windel gewechselt wurde, damit er bei der Stange bleibt. Selbst das Bundesfamilienministerium schlägt das in einer seiner Beratungsbroschüren ernsthaft vor.

Junge Mütter, die sich nun im Leben mit Kindern in der Dauerrolle als motzende Xanthippe wiederfinden, erleben das Abrutschen in die Mental-Load-Falle hingegen eher als Resignation: Bevor ich zum dritten Mal erkläre, in welchem Bioladen die glutenfreien Kekse für die Schwägerin, die am Wochenende zu Besuch kommt, zu finden sind, bei welcher Gradzahl die Wollwalkanzüge gewaschen werden müssen oder wie noch mal der Kinderosteopath heißt, bei dem man lange in der Telefonwarteschleife hängt, um den ersehnten Termin zu bekommen – macht man es doch schnell lieber selbst. Und hin und wieder knallt es dann, und niemand versteht, »was denn plötzlich mit Mutti los ist«.

Magazin . Das Leben | Kinderwunsch

Fruchtbare Wegweiser

Das Zeitfenster, in dem du schwanger werden kannst: Ja, es ist recht schmal. Und dein Zyklus ein guter Anfang, es zu finden. Aber dein Körper bietet noch ein paar mehr richtig gute Hinweise, wann die Zeit für Baby-Sex gekommen ist. Von Mittelschmerz bis Zervixschleim: Auf welche Anzeichen für Fruchtbarkeit du achten solltest und wie du sie richtig interpretierst

VON Kareen Dannhauer

into-life-into-life-

Üblicherweise bestimmen wir den Zyklus über das deutlichste Zeichen, nämlich die Menstruation. Es ist ein einfaches Zeichen, leicht erkennbar, jede kann es in ihren Kalender (oder ihre App) eintragen. Für das Schwangerwerden ist aber ein anderer Fixpunkt viel wichtiger, nämlich der Eisprung.

Es gibt ein paar kalendarische Grundregeln – mit der üblichen Schwankungsbreite. Hattest du einen Eisprung, findet immer zehn bis 16 Tage danach eine Menstruation statt, wenn du nicht schwanger geworden bist. Die zweite Zyklusphase, die Lutealphase, ist also die stabilere Zyklusphase mit einer geringeren Schwankungsbreite.

Die größere Variabilität hat die Eireifungsphase, die Follikelphase. Eisprünge können zu sehr unterschiedlichen Zeitpunkten eintreffen, es gibt sie am achten oder am 38. Tag eines Zyklus. Je jünger Frauen sind, umso später im Zyklus ist tendenziell der Eisprung, ältere Frauen haben oft kürzere Follikelphasen.

Du musst natürlich keinen top-regelmäßigen Zyklus haben, um schwanger zu werden. Umgekehrt ist ein regelmäßiger Zyklus ein Zeichen für eine wahrscheinliche Fruchtbarkeit und macht es vermutlich einfacher, die fruchtbaren Phasen zu identifizieren.

FRUCHTBARE KÖRPERZEICHEN

Die gängige Abkürzung für das Sammeln und Auswerten der fruchtbarkeitsweisenden Körperzeichen heißt NFP, natürliche Familienplanung. Sie beschreibt die sogenannte symptothermale Methode zum Identifizieren der fruchtbaren und nicht-fruchtbaren Phasen im weiblichen Zyklus und kann demnach gleichermaßen für die Empfängnisverhütung als auch einen Kinderwunsch genutzt werden.

Die Methode Sensiplan® wurde von der Arbeitsgruppe NFP in Zusammenarbeit mit dem Forschungsprojekt NFP am Universitätsklinikum Heidelberg entwickelt. Dabei werden zwei wissenschaftlich abgesicherte, erwiesenermaßen aussagefähige Symptome kombiniert: das Messen der Basaltemperatur und die Identifizierung des fruchtbaren Muttermundschleims. „Natürlich“ bedeutet schlicht, dass man Zeichen der Körperbiologie nutzt, also gewissermaßen „angewandte Biologie“ betreibt.

Basaltemperatur

Das Messen der Basaltemperatur, also der Temperatur beim morgendlichen Aufwachen, identifiziert innerhalb des Zyklus zwei Temperaturniveaus, ein niedrigeres vor dem Eisprung und ein höheres danach, denn das Progesteron deiner zweiten Zyklusphase lässt deine Temperatur nach dem Eisprung ansteigen. Die Basaltemperatur kann einen Eisprung also erst im Nachhinein identifizieren, das heißt, für die prospektive Auswertung beim Kinderwunsch ist sie weniger geeignet, weil du ja, wie du bereits erfahren hast, vor allem vor dem Eisprung fruchtbar bist.

Wie „hoch“ oder „niedrig“ die beiden Temperaturniveaus sind, ist individuell unterschiedlich. Meist liegen etwa 0,2 bis 0,5 Grad dazwischen, sie sind also grafisch aufbereitet in den typischen Kurven gut voneinander zu unterscheiden. Eine Basaltemperatur unter 36,5 Grad kann übrigens auch auf eine Schilddrüsenunterfunktion hinweisen, und die ist ein wirklicher „Fertilitätsdowner“.

Vielleicht wirkt es auf den ersten Blick etwas umständlich. Es ist aber enorm nützlich, einige Zyklen lang die Basaltemperatur zu messen, wenn du dir ein Baby wünschst und nicht sofort schwanger wirst. Es hilft dir erstens, deinen Zyklus besser kennenzulernen. Zweitens kann die Temperaturkurve auch Hinweise liefern, ob eine Zyklusstörung vorliegt, du tatsächlich Eisprünge hast oder etwa die Gelbkörperphase nach dem Eisprung kürzer ist, als es für das Heranreifen eines Babys günstig wäre. Dafür brauchst du lediglich ein Basalthermometer, das über zwei Nachkommastellen verfügt und ein Temperaturblatt (analog oder digital).

Zervixschleim

Das wichtigste hochfruchtbare Körperzeichen, das du konkret nutzen kannst, ist das spezielle Zervixschleim-Zeichen, das durch das Östrogenhoch kurz vor dem Eisprung ausgelöst wird. Du kannst den Zervixschleim dann in der Regel am Scheideneingang sehen und fühlen. Ist das der Fall: Habe Sex an diesem Tag!

Frauen beschreiben das Schleimphänomen ganz unterschiedlich: Meist ist dieser Schleim klar und glasig, dabei zwischen den Fingern elastisch – man nennt das spinnbar. Er wird verglichen mit Hühnereiweiß, mit »Uhu« oder profan mit »Schnodder«. Meist ist er am Scheideneingang auch gut spürbar: »Es flutscht« beim Abputzen oder fühlt sich einfach sehr feucht an, »so wie eingeölt«.

Mittelschmerz

Manche Frauen nehmen in der Mitte ihres Zyklus den sogenannten Mittelschmerz wahr. Das ist es nicht unbedingt der Eisprung selbst, aber ein charakteristisches »Gefühl« tief innen im sogenannten Douglasraum, einer Umschlagfalte des Bauchfells hinter deiner Gebärmutter. Dieses Gefühl ist über zwei bis drei Tage in wechselnder Intensität auf sehr typische Art spürbar. Wieso, dazu gibt es verschiedene Theorien.

Unser Bauchfell ist äußerst empfindlich, da es als körpereigenes Alarmsystem dient: Man spürt etwa einen durchgebrochenen Blinddarm oder eine Eileiterschwangerschaft auf dramatische Weise, damit man sich Hilfe sucht. Als deutlichen peritonealen Reiz, wie Mediziner das nennen. Tropft beim Eisprung etwas Flüssigkeit aus dem Follikel auf das Bauchfell, kann das einen solchen peritonealen Reiz auslösen. Man merkt diesen Mittelschmerz oft klassischerweise beim Hinsetzen oder Auftreten, wenn also der Douglasraum von unten leicht erschüttert wird.

Auch kann ein sogenannter „Portioschiebeschmerz“ ausgelöst werden, wenn der Gebärmutterhals durch deinen Finger oder einen Penis angestupst wird. Parallel fühlt sich der gesamte Unterleib oft gespannt, prall und empfindlich an. Es ist also meist nicht das Platzen des Eibläschens selbst, welches diesen Mittelschmerz auslöst.

Weitere vermutete Ursachen sind ein Kapselschmerz am prallen Eierstock, der schon vor dem Eisprung spürbar sein kann. Und ein Ziehen, das womöglich durch Kontraktionen der Eileiter ausgelöst wird, die – bedingt durch das Östrogenhoch vor dem Eisprung – für einen gewissen Sog in die Gebärmutter sorgen.

Veränderung von Gebärmutterhals und Muttermund

Auch der Muttermund verändert sich in Form und Konsistenz rund um dein fruchtbares Zeitfenster. Dein Gebärmutterhals wird weicher, der Muttermund öffnet sich leicht und rückt etwas schambeinwärts nach vorn. Mit etwas Übung kannst du auch diese Veränderung ertasten und zusammen mit den anderen Körperzeichen in deine Fruchtbarkeitsbeobachtung aufnehmen.

Eisprung-Teststreifen

Das zentrale Hormon aus der Hypophyse, was die sprungreife Eizelle über die Klippe schubst, ist das luteinisierende Hormon, das LH. Es wird in Form eines klassischen steilen Gipfels und ausschließlich rund um den Eisprung ausgeschüttet und ist ein unbestechlicher Marker. Schlauerweise kann man das LH nachweisen, nicht nur per Blutentnahme im Labor, auch mit einem Pipi-Test zu Hause. Den gibt es im Internet im 50er- Pack für unter 20 Euro.

Klingt smart, ist aber in der Praxis – wie so oft – nicht ganz einfach:

Man muss mit den LH-Teststreifen wirklich häufig testen, um das kleine Zeitfenster des LH-Anstieges zu erwischen. Der LH-Peak ist kurz, deine Eizelle nach dem Sprung nur 12 bis 18 Stunden befruchtbar, und die Spermien müssen erst zur Eizelle hinschwimmen. Dafür brauchen sie etwa 8 bis 12 Stunden. Dein fruchtbarstes Zeitfenster für Sex ist am Tag vor deinem Eisprung. Ein positiver LH-Test auf dem Streifen kann also definitiv zu spät sein, wenn du deinen Mann nicht aus einem Meeting heraustelefonieren möchtest.

Das LH wird zudem typischerweise pulsatil, also in Form von kleinen »Spikes« ausgeschüttet, etwa einen Tag lang, alle drei bis fünf Stunden einer. Je nach Testzeitpunkt könnte womöglich der morgendliche Test negativ sein, der am Mittag positiv und abends erneut negativ.

Beides bedeutet, dass eine Messung am Tag sehr wahrscheinlich zu wenig ist, um den LH-Anstieg überhaupt oder ausreichend früh zu erwischen. Wenn du an den infrage kommenden Tagen bei jedem Pinkeln testest, wird auch das »Konzept 50er-Pack« klar. Der reicht bei einigen Frauen nämlich gerade für zwei Zyklen.

Wahrscheinlich überflüssig zu erwähnen: Es gibt auch LH-Peaks ohne folgenden Eisprung, es gibt Eisprünge ohne LH-Peak (oder ohne per Teststreifen erwischte LH-Peaks), und es gibt Frauen, bei denen die Sensitivität dieser Tests nicht ausreicht.

Bestes Sex-Timing fürs Schwangerwerden

Schwanger werden ist am wahrscheinlichsten ein bis zwei Tage vor der Ovulation. Für die Praxis heißt das:

  • ab Beginn des fruchtbaren Zervixschleims (ein bis zwei Tage vor dem fruchtbaren Schleimhöhepunkt und am Tag des Schleimhöhepunktes),
  • zwei bis vier Tage vor dem 1. Temperaturanstieg
  • am Tag des LH-Peaks per Teststreifen.

Magazin . Baby | Das Leben | Geburt | Schwangerschaft

Ambulante Geburt

Eine ambulante Geburt bedeutet, dass du dich nach der Geburt noch einige Stunden im Kreißsaal ausruhen kannst, dann aber nicht auf die Wochenbettstation wechselst, sondern nach Hause gehst. Geburten im Geburtshaus sind immer ambulante Geburten, in der Klinik ist das eine Wahloption, wenn die Geburt spontan und gut verlaufen ist.

VON Kareen Dannhauer

into-life-into-life-

Medizinische Indikationen, die eine ambulante Geburt ausschließen, sind im Prinzip selbsterklärend. Nach einem Kaiserschnitt geht niemand ambulant heim und käme vermutlich auch nicht auf diese Idee. Verstärkte Blutungen der Mutter, Anpassungsstörungen des Babys, Fieber, eine PDA, eventuell ein länger zurückliegender vorzeitiger Blasensprung oder eine Geburtseinleitung können weitere Gründe sein – das Team in der Klinik wird euch dazu beraten.

Eine Bedingung ist immer, dass ihr eine verlässliche Hebammenbetreuung habt – das bedeutet, dass die Hebamme spätestens am folgenden Tag und kontinuierlich für die nächsten Tage zu euch nach Hause kommen kann. Ihr solltet euch zutrauen, allein zu Hause auch mal einige Stunden mit ein paar Fragezeichen zu leben. Warum hat das Baby Schluckauf? Es schläft so lange. Oder viele Stunden gar nicht. Halte ich es so richtig? Es hat schon wieder gespuckt. Diese Dinge sind alle nicht weiter wild (als Hebamme weiß ich das und habe leicht reden), aber diese Unsicherheiten, diese offenen Fragen müsst ihr zu Hause auch aushalten können. Eure Hebamme kommt einmal, manchmal zweimal am Tag bei euch vorbei, die restlichen 23 Stunden werdet ihr irgendwie alleine klarkommen, ihr habt keine telefonische Standleitung oder erreicht sie mitten in der Nacht. Allerdings ist das nach drei Tagen Klinikaufenthalt auch nicht so wesentlich anders. Noch immer werdet ihr das Gefühl haben: »OmG. Und wie macht man das jetzt alles?«

Ambulante Geburten sind toll, ihr könnt die Zeit von Beginn an als kleine Familie in Eurem vertrauten Zuhause verbringen. Viele Umstellungs- und Heilungsprozesse harmonieren schneller und besser. Weil es wegen verschiedener organisatorischer Prozesse im ambulanten Gesundheitswesen – wenige kurzfristige Termine, keine ärztlichen Hausbesuche – und des generellen Hebammenmangels aber zunehmend kompliziert geworden ist, braucht auch das wieder eine gute Vorbereitung und verbindliche Absprachen.

Checkliste ambulante Geburt

  • Kläre mit deiner Hebamme ab– vor allem, wenn es nicht deine Beleghebamme oder deine Hausgeburtshebamme ist, die sowieso Rufbereitschaft für dich hat –, ob sie ambulante Geburten in deinem ET-Zeitfenster betreut und welche organisatorischen Dinge es zu beachten gibt. Auch freiberufliche Hebammen sind nicht 24/7 im Dienst und haben durchaus mal freie Wochenenden, an denen es – aufgrund der sich zunehmend verschlechternden berufspolitischen Situation und durch den allgemeinen Hebammenmangel – möglicherweise keine Vertretung gibt. Rufe oder texte deine Hebamme also unbedingt aus dem Kreißsaal noch mal an, bevor ihr nach Hause geht!
  • In den Schulferien oder an verlängerten Wochenenden findet man in vielen Gegenden der Republik als Hebamme mittlerweile schlicht gar keine Vertretung mehr, weil die Kolleginnen entweder selbst weggefahren oder bis zur Oberkante voll mit Arbeit sind. Andererseits verzichtet eure Hebamme vermutlich auch nicht zugunsten von »Baby X könnte ja geboren werden und die Familie könnte dann ambulant nach Hause gehen« auf ein paar freie Tage am Stück und bleibt nur vorsichtshalber zu Hause. An einem Wochenende ohne Hebamme solltest du aus medizinischer Sicht – das betrifft dich, aber vor allem auch dein Baby – nicht auf eigene Faust ambulant nach Hause gehen.
  • Nach der Geburt werden bei allen Babys in Deutschland einige Untersuchungen standardmäßig gemacht. Sie finden in den ersten Lebenstagen statt, bei einem Klinikaufenthalt noch dort in den ersten drei Tagen. Dies ist zum einen der Bluttest auf verschiedene angeborene Stoffwechselerkrankungen (früher: Guthrie-Test), ein Hörscreening, bei dem die Innenohrschwerhörigkeit sehr früh erkannt werden kann, und die U2, die zweite Untersuchung des Babys nach der Geburt. Wenn ihr also nach Hause gehen wollt, müsst ihr euch darum kümmern, wer diese Untersuchungen entweder bei euch zu Hause oder in der kinderärztlichen Praxis durchführt.
  • Vor allem die Organisation des Stoffwechseltestes ist wichtig, da das Zeitfenster eng und der empfohlene Zeitpunkt sehr früh ist. Zwischen 36 und 72 Stunden nach der Geburt soll dieser Test abgenommen werden, Die U2 kann bis zum 10. Lebenstag durchgeführt werden, der Hörtest auch noch wenige Wochen nach der Geburt, diese beiden sind terminlich also deutlich entspannter. Verlasse dich beim Guthrie-Test auf keinen Fall auf: »Ach, das macht dann schon irgendjemand.« Das Screening auf diese seltenen angeborenen Erkrankungen unterliegen dem Gendiagnostikgesetz und brauchen zwingend eine vorherige Aufklärung, die dokumentiert sein muss. Wenn die entsprechenden »Aufklärungspapiere« von der Kinderärztin nicht da sind, kann und darf deine Hebamme den Test nicht ins Labor versenden, und dann habt ihr am Ostersamstag ein Problem. Je nach Region in Deutschland ist das mehr oder weniger kompliziert und eine Sache mehr, um die du dich im Vorwege unbedingt kümmern musst.
  • Wenn du rhesusnegativ bist, benötigst du vermutlich in den ersten 72 Stunden nach der Geburt eine Anti-D-Serumgabe, um eine Antikörperbildung bei dir zu verhindern. Auch das ist sehr wichtig – und gleichermaßen ärztliche Tätigkeit. Wenn deine Frauenärztin kein Rezept ausstellt oder sich deine Hebamme nicht bereit erklärt, das Serum zu spritzen (weil die Gabe von Seren durch nicht-ärztliche Berufe eine rechtliche Grauzone ist), wird auch das kompliziert oder erfordert einen Klinikaufenthalt bis zu diesem Zeitpunkt.
  • Falls du auf die naheliegende Idee kommst: »Ach, dann fahre ich für solche Dinge einfach noch mal kurz in der Klinik vorbei.« – Das geht leider nicht, weder für den Stoffwechseltest noch für die Serumgabe. Wegen der Abrechnung, wegen der Haftung, irgendetwas in dieser Schublade.

Magazin . Baby | Das Leben | Geburt

Ein Geburtsplan

Ein Geburtsplan ist eigentlich natürlich schon ein Widerspruch in sich. Eine Geburt lässt sich nicht planen, gerade das Ungezügelte, Unberechenbare, Kontrollverlustige ist wesentlicher Teil einer Geburt. Du wirst nicht wissen oder in wesentlichen Dingen beeinflussen können, was auf dich zukommt. Dennoch ist es gut, zu träumen, sich Dinge zu wünschen und zu erspüren, was dir wichtig ist – und ein paar Dinge ganz konkret mit dem Klinikpersonal zu besprechen und deine Ideen mit den Vorstellungen deiner Geburtsklinik abzugleichen.

VON Kareen Dannhauer

into-life-into-life-

Manche Dinge, die du dir wünschst und vorstellst, sind in so manchem Klinikalltag (noch) nicht selbstverständlich, obwohl z. B. die best practice in den Leitlinien etwas anderes sagt. Andere sind leider nicht realistisch mit der derzeitigen Situation im Gesundheitswesen vereinbar, weil der Betreuungsschlüssel oder bauliche Gegebenheiten (z. B. nur eine Badewanne für drei Kreißsäle) bestimmte Dinge nicht erlauben. Aber es ist deine Geburt, und deine Wünsche sind wichtig! Überlege dir also – gern zusammen mit der Person, die dich zur Geburt begleiten wird – so etwas wie eine Wunschversion: Schreibe auf, wie du dir den Verlauf der Geburt vorstellst, welche Wünsche du hast, welche Medikation du in Erwägung ziehst oder ausschließen möchtest, was dir aus dem Geburtsvorbereitungskurs oder Gesprächen mit deiner Hebamme und geburtserfahrenen Freundinnen als besonders wichtig oder eindrucksvoll in Erinnerung geblieben ist.

Welche Form du wählst und was du mit diesem Plan machst, ist individuell verschieden. Manche Paare machen sich eine gemeinsame Liste und kommen dadurch fokussiert ins Gespräch über die herannahende Geburt, auch über alle eigenen Wünsche, Bedürfnisse und vielleicht Sorgen. Je mehr ihr von den Vorstellungen des anderen wisst, umso besser. Du kannst so eine Liste in den Notizen deines Telefons einspeichern, als Spickzettel für euch selbst dann im Kreißsaal, du kannst einen Brief an die Hebamme schreiben oder eine lange detaillierte Liste zum Anmeldegespräch mitbringen. Alles Mögliche kann darin Thema sein: Du hast eine Lieblings-Geburtsposition, wünscht dir eine Wassergeburt, das ganze »Damm-Thema«, was möchte deine Begleitperson sehen oder miterleben oder was eben genau nicht, was möchtest du, was nicht … Und neben allgemeineren Themen gibt es ein paar ganz konkrete Dinge, die du der Hebamme sagen solltest, wenn sie dir wichtig sind.

Mögliche Punkte könnten sein:

  • Ich möchte keinen prophylaktischen venösen Zugang (Flexüle) bekommen.
  • Ich möchte in Bewegung bleiben und auch für ein CTG oder eine vaginale Untersuchung nicht meine Position aufgeben müssen.
  • Ich weiß, dass es Schmerzmittel gibt, und werde danach fragen, wenn ich sie brauche.
  • Wenn ich eine PDA benötige, möchte ich dennoch in meiner Mobilität unterstützt werden.
  • Ich möchte keinen Dammschnitt, wenn es nicht dringend notwendig ist.
  • Ich möchte mein frisch geborenes Baby selbst zu mir nehmen, wenn möglich.
  • Ich möchte keine routinehafte Gabe von Oxytocin zur Plazentalösung bekommen.
  • Ich möchte, dass die Nabelschnur auspulsieren darf oder erst nach der Geburt der Plazenta abgenabelt wird.
  • Und eben alles, was dir wichtig ist.

Wenn du einen Geburtsplan als »Brief an die Hebamme« formulierst, sei dir dessen bewusst, dass die Empfängerin ein Mensch ist, der per se vollkommen auf deiner Seite steht und dessen höchstes Ziel es ist, dir zu helfen und dich zu unterstützen, in allem, was ihm möglich ist, sodass du eine »gute Geburt« erleben kannst. Sei also freundlich und nicht in erster Linie fordernd und schroff.

Manche Geburtspläne im Netz bestehen aus zusammengeklöppelten Foren-Einträgen von 1998, die veraltete Infos enthalten oder Interventionen thematisieren, die seit Jahren in allen Kreißsälen ausgestorben sind und ganz offensichtlich nicht von Fachpersonen zusammengestellt worden sind. Oder die per Google Translate aus dem Amerikanischen übersetzt sind, wo ganz andere Bedingungen gelten als in Deutschland. Kein Baby bekommt mehr schleimhautreizende Augentropfen (Credé-Prophylaxe, bis 1992 gesetzlich verankern, danach abgeschafft), und es ist auch nicht notwendig, darauf hinzuweisen, dass ihr »bei einem Kaiserschnitt nicht möchtet, dass die Gebärmutter entfernt wird«, denn niemand, der noch ganz bei Trost ist, wird das – außer in einer lebensbedrohlichen Notfallsituation – auch nur in Erwägung ziehen. Besprecht diesen Plan dann mit der Hebamme, am besten schon beim Anmeldegespräch einige Wochen vor der Geburt, spätestens dann bald nach dem Ankommen im Krankenhaus.

Deine Begleitperson kann möglicherweise für die Umsetzung einzelner Wünsche gegenüber dem Klinikpersonal eine große Hilfe sein. Gebärende Frauen können während der Geburt nicht diskutieren, falls das notwendig sein sollte, sie sollen sich ungestört dem Gebären hingeben und nicht auf rationalen Ebenen und in akademischen Diskursen unterwegs sein. Und: Sei dir darüber im Klaren, dass es sich um eine Wunschversion handelt und dass es oft ganz anders kommt als gedacht …

 

Magazin . Baby | Das Leben | Geburt | Papa

Männer im Kreißsaal

In heterosexuellen Beziehungen sind in Deutschland fast 90 Prozent der werdenden Väter bei der Geburt dabei. Wenn ich an dieser Stelle von »Männern« schreibe, meine ich in erster Linie den cis-heterosexuellen Mann als Partner der gebärenden Frau, werdende Väter also. Zu queeren Paaren gibt es zur Geburtsbegleitung so gut wie gar keine Literatur. Die Empfindung von erlebten oder zugeschriebenen Geschlechterrollen ist in nicht-heterosexuellen oder nicht-binären Kontexten sehr wahrscheinlich eine andere als die hier beschriebene.

VON Kareen Dannhauer

into-life-into-life-

Viele Väter möchten die Geburt ihres Babys mit ihrer Partnerin gemeinsam erleben und sie nach Kräften bei dieser harten Geburtsarbeit unterstützen, wenngleich auch gemischte Gefühle durchaus an der Tagesordnung sein dürften. Die meisten dieser Väter beschreiben dies als klaren, eigenen Wunsch. Auch der »gesellschaftliche Druck«, dass es also die statistische Normalität ist, dass Partner ihre Frauen begleiten, spielt natürlich eine Rolle, zumindest wird es Männern dadurch nicht einfacher gemacht, auch ihre Ambivalenzen und Zweifel zu thematisieren. Immerhin 13 Prozent aller Männer sagen, dass ein »Nein« keine ernsthafte Option sei.

Mit »Unterstützung« assoziieren wir oft zuerst Dinge im konkreten und handelnden Sinne. Mache dir bewusst, dass deine Möglichkeiten für die Begleitung einer Geburt im »aktiven Handeln« gleichzeitig sehr begrenzt sind. Für alle geburtsbegleitenden Menschen ist das schwer, das gilt sogar für die professionelle Begleitung.

Das Wesen einer Geburt ist tatsächlich sehr viel passivischer, als es auf den ersten Blick scheint, und zwar für alle Beteiligten: Die große Aufgabe der Frau unter der Geburt ist Loslassen, Geschehenlassen, Kontrolle-Abgeben – oder es sich zu gestatten, sie zu verlieren. Auch für uns Geburtshelfende geht es darum, die Frau in ihrem Gebären zu unterstützen, ohne das intuitive Geschehen zu stören. Das heißt oft: Nicht etwas tun im klassischen Sinn. Das gilt auch für dich: Machen, um das Gebären zu erleichtern, kannst du eigentlich nichts. Das ist ungewohnt, wir haben uns so viele Strategien erarbeitet, um die Kontrolle zu behalten über unser Leben. Bei einer Geburt zerbröselt das alles.

Menschen, die eine Geburt begleiten und die Außenperspektive erleben, nehmen in Kauf, auch Situationen von Überforderung zu erfahren. Sie haben vielleicht zwischendurch Zweifel, dass alles gut läuft, oder dann doch Schiss, dass etwas Unvorhergesehenes passieren könnte. Oder sind einfach unsicher, was denn von ihnen erwartet wird.

Die Aufgabe für die Begleitperson ist das empathische Da-Sein, das Begleiten dieser hoch aufgeladenen, maximal emotionalen Situation. Dazu ist es hilfreich und wichtig, wenn auch du Vertrauen gefunden hast in die Fähigkeit einer Frau zu gebären und in die Robustheit von Babys, geboren zu werden. Und zu verstehen, wie wichtig es ist, dass die gebärende Frau in ihrer Trance unterstützt und beschützt werden muss, damit sie diesen Zustand halten kann. Dafür ist unter anderem ein gemeinsamer Geburtsvorbereitungskurs hilfreich. Sämtliche Unwägbarkeiten, die eine Geburt mit sich bringen könnte, werden dort erklärt, und es werden dabei diverse Mythen und Sagen entzaubert. Das kann ausgesprochen beruhigend sein: Die Nabelschnur um den Hals bedeutet keine Lebensgefahr für das Baby, eine Saugglocke ist kein merkwürdiges Instrumentarium, mit dem das Baby aus den Tiefen der Frau herausgezogen wird, es spritzt auch kein Blut, und das Baby kann nicht im Geburtskanal stecken bleiben.

In einem Geburtsvorbereitungskurs erfährst du wichtige Dinge über die Intensität einer normalen, aber auch heftigen Geburt. Du bekommst eine Ahnung davon, wie Wehen eine Frau und ihr Verhalten verändern, wie ekstatisch und laut eine Geburt sein kann, eben davon, wie sich kraftvolles, gesundes Gebären anhört und darstellt. Und das ist gut zu wissen, damit du wirklich realistisch einschätzen kannst, was da auf dich zukommt – und dass das ganz normal und vollkommen gesund ist. Wissen hilft.

Dennoch macht Nichtstun oft hilflos. Rechne also mit dem Gefühl von »daneben stehen und nichts tun können« – das ist, je nach Persönlichkeitsstruktur, für nicht wenige Männer (und Frauen) eine wirkliche Herausforderung. Vor allem in der Übergangsphase, in der Frauen wirklich das erleben, was man gemeinhin »Grenzerfahrung« nennt, und manchmal sehr intensiv an dem Punkt kämpfen, an dem es »um alles geht«. Manche Frauen wollen dann kurzfristig einen Kaiserschnitt oder mindestens eine PDA, nach Hause oder wahlweise auch sterben. Das aus dem Mund der geliebten Frau zu hören, ist sicher wirklich heavy. 80 Prozent aller Männer geben an, davor Respekt zu haben – kein Wunder. Und doch: Vertraue. Auch das gehört dazu.

Du hast Anteil an einem wahrhaft archaischen Erlebnis und bist selbst Teil davon. Es ist eine starke gemeinsame Erfahrung, die euch miteinander verbindet. Du musst keine bestimmte Rolle erfüllen, du bist einfach da und Teil des Ganzen.


Ganz praktische Dinge für alle Begleitpersonen im Kreißsaal

  • Als Allererstes: Richte den Kreißsaal mit allem ein, was ihr mitgebracht habt, das volle Programm: die richtige Playlist aktivieren, Massageöl auspacken und aufschrauben, Kerze anzünden, Tee einschenken, Kissen aufschütteln, Licht dimmen. Nehmt den Kreißsaal in Beschlag, und bringt etwas Eigenes, Lebendiges hinein. Mach dich nützlich – das hilft, die Anfangsnervosität abzubauen.
  • Bitte die Hebamme um einen Pezziball und eine Matte sowie um so viele Kissen wie möglich und richte auf dem Fußboden eine »Wehenlandschaft« ein, die mehr parat hält, als nur »im Bett liegen«. All das habt ihr in einem guten Geburtsvorbereitungskurs gelernt.
  • Transparenz und Kommunikation ist wichtig. Wenn du ernsthafte Sorgen hast, »ob alles okay ist«, zögere nicht und stelle der Hebamme diese Frage. Am besten draußen vor der Tür.
  • Eine Geburt kann dauern– lange. Kläre mit dem Personal, wo es auch für dich einen Platz gibt, an dem du dich ausruhen und Kraft schöpfen kannst, dich erfrischen, etwas essen, duschen, einen Espresso trinken. Gönne dir Pausen, wenn du sie brauchst, gehe zwischendurch an die frische Luft, und lasse dir kurz den Kopf frei pusten, wenn dir danach ist. Sage immer der Hebamme Bescheid, damit sie weiß, dass deine Frau gerade allein ist.
  • Wenn die Geburtssituation festgefahren erscheint und du durch das, was du zum Beispiel im Geburtsvorbereitungskurs oder irgendwo sonst gehört hast, den Eindruck hast, ein Ortswechsel (zum Beispiel in die Badewanne oder auf den Pezziball) oder eine andere Körperhaltung (knien, Vierfüßler) könnte die eingefahrene Situation wieder beleben – schlage das ruhig vor. Gebärende Frauen sind in der Situation manchmal nicht so besonders kreativ. Und frage auch die Hebamme konkret danach.
  • Was du noch tun kannst: Hilfe bei Lageveränderungen und Wehenpositionen, beim Aufstehen, beim Gang zur Toilette. Die Lippen, das Gesicht, die Stirn mit einem dicken Waschlappen kühlen oder befeuchten, das Kreuzbein massieren – möglicherweise Stunden am Stück –, Schmerzpunkte massieren. Festhalten, motivieren, anspornen, beschwichtigen, bestärken. Mitatmen, Halt geben, liebkosen, Hand halten. Äpfel schütteln. Wasser oder Tee anbieten.

Alles Wohlmeinende kann in dieser Grenzsituation aber auch einmal zu viel sein: Rechne dabei durchaus mit unwirschen Reaktionen (»Atme mich nicht so an!«, »Nicht anfassen!«). Gebärende geben sehr authentische Hinweise, was gerade guttut – und was nicht. Und manchmal ist dann Still-daneben-Sitzen eben genau das, was gerade richtig ist.

Eine Geburt ist ein tief berührendes Erlebnis, und das auf allen denkbaren Ebenen in ungeahnter Intensität. Wenn ihr den Weg geht, sie zu teilen, ist es auch eine starke gemeinsame Erfahrung, die euch lebenslang begleiten wird.


Erfahrungen von Vätern

Es gibt nicht besonders viele Untersuchungen, die sich systematisch mit dem Geburtserleben von Vätern beschäftigen. Ein paar Zahlen und Fakten aus Befragungen von Vätern sind aber bestimmt interessant:

  • Die meisten Väter haben intensive und positive Erfahrungen: 98 Prozent sagen, sie seien glücklich, dabei gewesen zu sein. Sie schildern intensive Gefühle von Freude, Erleichterung und Rührung. Viele Männer sagen, ihre Teilhabe bei der Geburthabe ihren Respekt gegenüber ihrer Partnerin erhöht.
  • Auch die Gleichzeitigkeit ganz unterschiedlicher oder gar konträr empfundener Emotionen ist typisch für eine Geburt, für alle Beteiligten. Dies trägt auch dem Rechnung, was Väter berichten: Neben den oben genannten 98 Prozent, die die Geburt insgesamt großartig fanden, sagen 56 Prozent ebenfalls, ihre überwältigendste Erinnerung an die Geburt sei die an den Schmerz, den ihre Partnerin ertragen musste, und die eigene Unfähigkeit, ihr dabei zu helfen. Auch negative Gefühle kommen durchaus vor: Hier werden Angst um das Leben von Frau und Kind, Schock, Hilflosigkeit am häufigsten genannt. Gegenüber dem neugeborenen Kind dominierte meist tiefe Freude und Rührung – es traten aber auch Hilflosigkeits- und Entfremdungsgefühle auf. Eher selten – aber auch das gibt es – wurden Erschrecken über den Anblick der Vulva bei der Geburt, das Blut, die Plazenta oder das Aussehen des Neugeborenen geäußert.
  • Männerversuchen tendenziell, die eigenen negativen Gefühle vor ihren Partnerinnen zu verstecken, um diese nicht noch zusätzlich zu belasten. Wahrscheinlich klug in diesem Moment.
  • Männer scheinen nach der Geburt eher nicht die Kriterien für eine Posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) zu erfüllen, bei Frauen ist das zu 1 bis 3 Prozent der Fall.
  • Einzelne Symptome (z.  Déjà-vus nach Triggerreizen, Derealisationsgefühle, Entfremdung, Einschränkung emotionaler Reaktionen) werden gelegentlich berichtet. Ein höheres Risiko besteht bei Männern, die sich zur Anwesenheit bei der Geburt gedrängt fühlten.
  • Eine PDA für die Frau reduziertStress und Angst für die Männer und verbessert ihre Zufriedenheit mit dem Geburtserlebnis.
  • Einige Männer berichten genau dazu von einem Loyalitätskonflikt: Sie wünschen sich einerseits eine schnelle Beendigung des angenommenen Leidens der Frau. Nicht wenige Frauen aber wünschen sich explizit eine Geburt ohne PDA. Gerade dann, wenn Frauen sehr in Gebärtrance sind und scheinbar nicht mehr gut rational zugänglich, fürchten Männer, die Situation nicht richtig einschätzen zu können und vielleicht gegenüber dem Klinikpersonal Maßnahmen einzufordern oder ihnen zuzustimmen, die ihre Frau ursprünglich nicht gewollt hat.
  • Das fast schon standardisiert-symbolhafte Durchschneiden der Nabelschnur durch den Vater wurde von immerhin 10 Prozent der befragten Männer nicht gewollt.

Offenbar gibt es aber neben aller Liebe auch größere geschlechtsbezogene Unterschiede in der Geburtsbegleitung durch Männer oder durch Frauen, als man annehmen möchte:

Weibliche Begleitpersonen, vor allem gebärerfahrene Frauen, haben offenbar besonders gute Qualitäten, eine Frau bei der Geburt zu unterstützen. Beobachtungsstudien zeigen, dass begleitende Frauen tatsächlich mehr Zeit mit der Gebärenden verbringen, sie viel mehr berühren und mehr mit ihr sprechen als männliche Partner (95 Prozent vs. 20 Prozent der Zeit). Über die Gründe könnte man spekulieren: Schöpfen diese begleitenden Frauen aus ihrer eigenen Geburtserfahrung und wissen vielleicht besser, was ihnen gutgetan hat oder hätte? Sind Frauen empathischer? Haben Frauen weniger Angst vor körperlicher und emotionaler Intensität? Begleitende Frauen nehmen beim Voranschreiten der Geburt und der Intensivierung der Wehen auch zunehmend Kontakt zur Gebärenden auf, während männliche Partner dazu neigen, sich gerade dann zurückzuziehen oder sogar den Kreißsaal zu verlassen. Wenn während der Wehen eine kundige weibliche Begleitperson (z. B. eine Doula) präsent ist, verhalten sich Männer gegenüber ihren Partnerinnen stärker unterstützend, als wenn keine Geburtsbegleiterin anwesend ist, und die Geburt verläuft mit signifikant weniger Interventionen.

Vielleicht kann auch das eine Idee sein: ein Begleitungsteam. Vielleicht fühlt es sich gut für euch an, wenn deine Schwester, beste Freundin oder Doula zusammen mit dem Vater die unterstützende Begleitung ist? Überlegt gemeinsam, ob das ein entlastender Gedanke sein kann.

Magazin . Baby | Das Leben | Familie | Mama | Papa

Wie viel oder wenig Sonne braucht ein Baby? Sonnenschutz und Vitamin D.

Kaum wagen sich die ersten Sonnenstrahlen im Frühling zaghaft auf die Erde, erwacht nicht nur die Natur aus ihrem Winterschlaf, auch wir Menschen genießen nun wieder die längeren Tage, die laue Luft und das Licht. Und mit Kindern ist für uns Eltern endlich die lange Zeit vorbei, in der wir auf Sandkästenrändern saßen, mit klammen Fingern, und uns fragten, ob man das wirklich toll finden muss, Förmchenbacken bei 2 Grad und Nieselregen. Wobei es immer zu meinen pädagogischen Grundregeln gehörte, wahrhaftige Begeisterung gegenübern den Kindern zu demonstrieren, weil es gibt ja kein schlechtes Wetter, nur ungeeignete Klamotten, frische Luft, und so weiter, stimmt ja auch alles. Ich großstadtverzärtelte Mutter. Es sah aber tatsächlich auch immer so aus, als käme diese Botschaft bei meinen Mädels an. Fröhliche rotwangige Gesichter in Wolle-Seide, Wollwalk und Buddelhosen. Und ich entdeckte Thermoskannen wieder ganz neu und Gummistiefel.

VON Kareen Dannhauer

into-life-into-life-

Kaum, dass aber der Mai die ersten wirklich warmen Tage beschert, wird ein ganz anderes Thema wichtig: Sonnenschutz. Baby´s Haut ist ja so empfindlich. Und so fallen Babys und Kleinkinder dann bald schon von weithin sichtbar auf: Unter Sonnenmützen mit Nackenspoilern leuchten kleine weiße Gespenstergesichter hervor. Alle anderen Hautpartien sind von langärmliger UV-Schutzkleidung verdeckt. Ist das sinnvolle Vorsicht angesichts der gefährlichen UV-Strahlen? Oder übertrieben? Oder gar kontraproduktiv?

Um es vorwegzunehmen: Ein wichtiger Knackpunkt an dieser Stelle heißt:Vitamin-D-Synthese.

Kaum, dass aber der Mai die ersten wirklich warmen Tage beschert, wird ein ganz anderes Thema wichtig: Sonnenschutz. Baby´s Haut ist ja so empfindlich. Und so fallen Babys und Kleinkinder dann bald schon von weithin sichtbar auf: Unter Sonnenmützen mit Nackenspoilern leuchten kleine weiße Gespenstergesichter hervor. Alle anderen Hautpartien sind von langärmliger UV-Schutzkleidung verdeckt. Ist das sinnvolle Vorsicht angesichts der gefährlichen UV-Strahlen? Oder übertrieben? Oder gar kontraproduktiv?

Ab einem Sonnenschutzfaktor 15 findet die nämlich gänzlich nicht mehr statt. Kein einziges Nanogramm Vitamin D kann in der Haut gebildet werden, wenn Kinder eine adäuquaten Sonnenschutzcreme tragen, egal wie prall die Sonne dann ist.

Für die Praxis heißt das folgendes:

  • Kinder brauchen Licht und Sonne. Nicht nur das Vitamin D ist von Bedeutung, sondern auch die Botenstoffproduktion im Gehirn. Die wird von der Sonne getriggert, wie wir alle wissen: Wie wohltuend ist das Frühlingslicht nach dem langen, dunklen Winter, auch mit bisweilen dunkleren Stimmungstönen! Darüber hinaus ist die Sonne Sinnbild für Wärme, Lebensfreude, das Leben selbst. Kinder und Erwachsene brauchen Licht, Luft, Liebe – und Sonne.
  • Gleichzeitig braucht die Haut Schutz vor einem Zuviel. Ein Zuviel bedeutet: Rötung und später (also zu spät: Sonnebrand). Jeder Sonnebrand im Kindesalter sollte wirklich vermieden werden, das senkt das Hautkrebsrisko in späteren Lebensjahrzehnten deutlich.
  • Es sollte also heißen: „Sonnenbrandschutz“ und nicht „Schutz vor Sonne“. Je nach Lebensalter der Kinder bedeutet das Unterschiedliches.
  • Babys im ersten Lebensjahr sollten keine Sonnencreme auf die Haut geschmiert bekommen. Der Grund dafür ist die zarte, dünne Haut und die damit noch nicht ausgebildete Hautbarriere. Sonnenschutz in Kosmetika (sowohl mineralische, also physikalisch wirksame als auch chemische Uv-Filter) sind sehr komplex.
  • Deshalb ist es im ersten Lebensjahr besonders wichtig: Der Sonnenschutz besteht aus langer, luftiger Kleidung und einem Schattenplatz. Dabei den Kinderwagen nicht komplett zuhängen, vor allem Modelle in schickem schwarz – Achtung Wärmestau! Die pralle Mittagssonne meiden und zur Siesta nach drinnen gehen, vor allem in südlichen Ländern, am Meer und im Hochgebirge.

Between eleven and three – stay under a tree.

  • Besonders empfindlich ist das Köpfchen: Schütze es immer, immer mit einem breitkrempigen Hut, der auch den Nacken beschattet. Auch später können größere Kinder sonst durchaus auch mal einen Sonnenstich bekommen (gerade auch am Meer, wenn durch die leichte Brise und nasse Haare die Hitze der Sonne gar nicht so heiß erscheint). Für einen Sonnenstich, der sich mit Kopfweh, leichtem Fieber, manchmal auch mit Erbrechen äußert, sind die langwelligen Infrarotstrahlen der Sonne, also die Wärmestrahlung verantwortlich.
  • Ein sehr wirksamer Sonnenschutz jenseits des ersten Baby-Sommers ist: sanfte Sonnengewöhnung. An „normalen“ deutschen Sommertagen, die Dein Kind auch immer mal wieder in festen Etappen drinnen verbringt (wie etwa im Kindergarten) brauchen nur die sehr empfindlichen Hauttypen Sonnencreme. Meiner Erfahrung nach achten die ErzieherInnen wirklich höchst akribisch auf Sonnenschutz in allen Formen, suchen den Schatten und achten auf Käppis.
  • Vitamin-D-Bildung in der Haut benötigt verschiedene physikalische Bedingungen. Die Sonne muss ausreichend hoch am Himmel stehen, das bedeutet für Deutschland: Jenseits der Monate April bis September reicht der Einstrahlwinkel nicht für eine ausreichende Bildung aus, egal, wie viel wir draußen unterwegs sind. Und vor 11 und nach 16 Uhr reduziert sich die Syntheserate ebenfalls gen null ab. Es braucht also tatsächlich pralle Sonne mit ausreichend belichteter Hautfläche (also mehr als Unterarme und Gesicht). Weil das für Babys eben nicht empfehlenswert ist, gibt es folgerichtig für alle Babys über zwei Winter hinweg die offizielle Substitutionsempfehlung mit 500 IE Vitamin D am Tag.
  • Größere Kinder und Erwachsene laden – zumindest theoretisch – ihre Vitamin D-Reserven über den Sommer so weit auf, dass sie damit  immerhin über den Herbst bis Frühwinter kommen und ausreichend versorgt sind. Dafür ist aber auch regelmäßiges Sonnenbaden mit möglichst viel nackter Haut notwendig, und zwar ohne UV-Filter. Wer vor dem Verlassen der Wohnung Sonnencreme aufträgt, synthetisiert auch kein Vitamin D. Nichts. Nada. Zero. Für eine ausreichende Bildung wird ungeschützte Sonnenexposition empfohlen, und zwar die Hälfte der Eigenschutzzeit (also die Hälfte der Zeit, die es ungeschützt bräuchte, um einen Sonnenbrand zu bekommen). Mit einem halbstündigen Ganzkörper-Sonnenbad kann der Körper eines Erwachsenen (in Abhängigkeit verschiedener Faktoren) etwa 10.000 IE Vitamin D bilden.

Wie ich das selbst handhabe? Meine Kinder sind zuhause in der Stadt tatsächlich so gut wie nie eingecremt, und zwar von kleinauf an, und möglichst viel draußen. Im Kindergarten musste ich das Nicht-Cremen den ErzieherInnen gegenüber tatsächlich ziemlich offensiv verteidigen. Wenn wir an den See fahren oder auch an sehr sommerlichen Tagen einen Komplett-Tag im Park verbringen, werden sie eingecremt, am Meer und im Urlaub in südlichen Gefilden natürlich auch. Sie hatten noch nie in ihrem Leben einen Sonnenbrand. Über den Winter bekommen sie sporadisch höhere Dosen Vitamin D.


Welche Sonnencreme ist empfehlenswert?

Die für Kinder geeignete Sonnencremes benutzen physikalische Filter. Das sind winzig kleine Partikel (aber bestenfalls groß genug, um eben keine problematischen Nano-Partikel zu sein, einige Kindersonnencremes enthalten diese!) von Zink- oder Titandioxid, die das Sonnenlicht reflektieren. Deshalb erscheinen sie nach dem Auftragen mehr oder weniger weiß auf der Haut. In der Naturkosmetikszene sind diese unterschiedlichen Filtermöglichkeiten wiederum sehr unterschiedlich bewertet, speziell Korund wird immer wieder diskutiert, da es im Rahmen der “Aluminium-Diskussion” immer wieder erwähnt wird. Eco-Cosmetic, ein Hersteller von sehr guter Kindersonnencreme (persönliche Meinung, keine Kooperation, keine beauftragte oder bezahlte Werbung) schreibt dies hier dazu. Chemische Filter sollten für Kinder möglichst gar nicht verwendet werden. Einige von ihnen (etwa Octocrylen oder Ethylhexylmethoxycinnamat)  stehen im Verdacht, hormonähnlich und allergieauslösend zu wirken, die Ergebnisse dazu  der ETH Zürich gibt es hier.

Da ich diesen Blog-Artikel nicht fortlaufend mit neuen Testergebnissen und Neuerscheinungen ergänzen kann, ist es sicher von Sommer zu Sommer noch mal eine kurze Recherche wert, wenn Dir diese Aspekte wichtig sind.

Einen aktuellen Artikel aus dem März 2018, in dem auch konkrete Produktnamen genannt werden, findest Du hier.

Eine gute und verständliche Zusammenstellung der Wirkung von Sonne und Vitamin D findet sich hier

Eines meiner Lieblingsblogs, wie schon verschiedentlich erwähnt, ist Kinder verstehen  von Herbert Renz-Polster. Der Sonne-Artikel ist ebenfalls ganz wunderbar.

Und auch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung schreibt etwas zum Sonnenschutz für Kinder.

Magazin . Baby | Das Leben | Familie | Mama | Papa

Tierkekse für Kinder?

In Bezug auf das Thema „Kinderessen“ sind sich die meisten Mütter in meinem Umfeld bei den typischen Basics eigentlich einig: Gesund soll es sein. Bio womöglich. Viel Gemüse und so. Und, bevor ich hier demnächst sicher auch nochmal einen ausführlicheren Artikel zum Thema Baby-Beikost reinstelle, sind ein paar ganz grundlegende Sachen beim Umgang mit Baby- und Kleinkindessen viel, viel wichtiger. Im Rahmen der #gesichtswurstwoche auf Instagram habe ich in der letzten #dienstagssprechstunde schon darüber gesprochen. Denn die meisten „Probleme“, wegen derer ich in der Beikostberatung als Hebamme angefragt werde, resultieren aus irgendwelchen Mythen, die sich hartnäckig halten – und die uns das Leben mal wieder unnötig schwer machen.

VON Kareen Dannhauer

into-life-into-life-

Ähnlich wie schon beim Thema Babyschlaf scheint zunächst die einhellige Meinung zu herrschen, wir Eltern müssten jetzt irgendetwas tun. Ein Konzept haben. Regeln einhalten, weil sonst vergurkt man sich alles von vornherein bis ins Schulalter.

Als da wären:

Ab jetzt wird alles kompliziert.

Nein. Essen ist nicht kompliziert. Sicher ist nun alles neu, und natürlich wollen wir immer gern alles richtig machen. Beim Thema Essen kann man es wirklich umdrehen: Es gibt weniges, das Du wirklich nicht tun solltest. Das kommt gleich alles. Und wenn Du diese Dinge weglässt, ergibt sich fast alles Richtige von selbst. Du brauchst also keinen Urlaub abwarten oder ein sonst wie kompliziertes Scheduling dafür aufsetzen. Fang einfach an – wenn Dein Baby bereit ist (aufmerksam beim Essen schaut, nach Essbaren grabscht, sich drehen kann, um ein paar der wichtigsten Reifezeiten kurz zu benennen) und es sich einfach irgendwann ergibt, wenn Dein Baby zwischen fünf bis sieben (vollendete) Monate alt ist.

Wir brauchen einen Plan. eine Tabelle. Irgendwas.

Nö. Die mittlerweile schon fast sprichwörtliche “Mittagsbrust”, die Du laut solcher Tabellen als erstes ersetzen solltest, ist graue Theorie, und noch nicht mal da funktioniert sie. Welche Mittagsbrust soll es denn sein? Die um 11, 12, 13 oder 14 Uhr? Starte dann, wenn es passt. Am besten dann, wenn Du auch selbst etwas isst. Denn eines der wichtigsten Kontexte in Sachen “Essen” ist das soziale, gemütliche Miteinander. Und auch das “Lernen durch Nachahmen”, welches Dein Baby permanent praktiziert. Ob das mittags, nachmittags oder abends ist: Total egal.

Beikost ersetzt die Stillmahlzeit.

Sagen wir mal so: Zumindest dauert das noch eine ganze Weile. Beikost ist nicht Muttermilchersatzkost, sondern Muttermilchergänzungskost, wie die Präposition “Bei-” ja schon vermuten lässt. Realistische Erwartungen sind da – wie so oft – hilfreich: Wenn Du zügig abstillen möchtest, gibt es sicherlich andere Lösungswege, als dann, wenn Du noch gerne stillst und nicht in den nächsten wenigen Wochen damit aufhören möchtest. Aus meiner Erfahrung auch hier: Go with the Flow. Kaum eine Mutter hat sich bereits in der Schwangerschaft vorstellen können, so lange zu stillen, wie sie es dann letztendlich tut (und im besten Fall auch genießt). Mach also keine allzu langfristigen Pläne, viele von denen wirst Du eh auch wieder über den Haufen werfen. Nichts drängelt, gar nichts.

“Richtiges Essen” und dann klappt´s auch mit dem Durchschlafen.

Unpopulär, diese “Nein” auch hier, aber ebenfalls wahr. Dass Dein Baby vermutlich genau jetzt im typischen Beikosteinstiegsalter wieder unruhiger schlafen lässt und Du bisweilen 2-stündlich (oder öfter) stillst, ist kein Zeichen für “Milch reicht nicht mehr”, sondern für eine typische Entwicklungsphase, in der sich Dein Baby immer wieder des sicheren Mama-Hafens vergewissern muss. Muttermilch ist kaloriendichter als jedes Karottenbreichen. Damit löst Du dies Thema also nicht. Sorry. Da diese Themen aber zumindest zeitlich zusammen liegen, ist das auch nochmal ein Anlass, mit Deiner Hebamme einen Termin zu verabreden und darüber zu sprechen. Auch wenn sie auch diesmal kein Patentrezept für eine easy-Lösung aus dem Hut zaubern kann.

Kinder brauchen spezielles Kinderessen.

Unpopulär, diese “Nein” auch hier, aber ebenfalls wahr. Dass Dein Baby vermutlich genau jetzt im typischen Beikosteinstiegsalter wieder unruhiger schlafen lässt und Du bisweilen 2-stündlich (oder öfter) stillst, ist kein Zeichen für “Milch reicht nicht mehr”, sondern für eine typische Entwicklungsphase, in der sich Dein Baby immer wieder des sicheren Mama-Hafens vergewissern muss. Muttermilch ist kaloriendichter als jedes Karottenbreichen. Damit löst Du dies Thema also nicht. Sorry. Da diese Themen aber zumindest zeitlich zusammen liegen, ist das auch nochmal ein Anlass, mit Deiner Hebamme einen Termin zu verabreden und darüber zu sprechen. Auch wenn sie auch diesmal kein Patentrezept für eine easy-Lösung aus dem Hut zaubern kann.

Zu diesem Thema habe ich mich anlässlich der #gesichtswurstwoche wohl hinreichend aufgeregt. Und ein bisschen das Stilmittel der “dosierten Provokation” gewählt und obiges Bild mit “Gesichtswurst für Biomuttis” untertitelt. Weil diese Trennung von “Erwachsenenessen” und “Kinderessen” per se artifiziell und kontraproduktiv ist. Und eine Spirale: Ein Kind, das einmal zuckerhaltige Tierkekse (voll bio, ist klar) gegessen hat, wird beim nächsten Schwarzbrotstückchen an dessen Stelle zurecht protestieren. Vernunft, Maß, Geduld – ist Baby´s und Kleinkind´s Sache nicht. Denn natürlich schmeckt der Keks besser als das Schwarzbrot. Denn er ist süß, und evolutionsbiologisch betrachtet ist das ganz oben auf der Atttraktivitätsskala. Schnell zugängliche Energie. Kinder mögen das, und das ist angeboren. Später aber setzt eine Konditionierung ein, und wir reagieren oft im Vorauseilenden Gehorsam: Wir kaufen Kinderjoghurt mit irgendwelchen Monstern drauf, Wurst mit Gesicht oder in Fußballform und bestellen im Restaurant “Biene Maja” (Spaghetti mit Tomatensoße) oder “Pinocchio” (Schnitzel mit Pommes). Wer das etabliert hat, mit Verlaub, zwei Jahre später: Selber Schuld.

Und, zurück zum Baby und zum Start mit dem Essen: Es gibt keinen einzigen Grund, Brei aus Gläschen zu füttern. Man startet damit nämlich gleich mit Konserven-Essen. Baby-Menü aus dem Glas ist Ravioli aus der Dose. Essen kochen mag erstmal aufwendig erscheinen, ist es, wenn Du es Down to Earth hältst, aber nicht. Und es ist vermutlich ein gelerntes Muster, das wir so gar nicht hinterfragen. Als kleinen Test empfehle ich den Eltern, die das erstmal ganz neu und ungewohnt finden, etwas anderes zu machen, als die angenommene Normalität (nämlich Gläschen), die uns die Babykostindustrie natürlich glauben machen möchte, das selbst mal zu probieren. Danach ist die Entscheidung meistens ganz leicht.

Ausnahme ist Ausnahme und Regel ist Regel.

Für einige Menschen klingt vieles jetzt möglicherweise sehr nach Dogma. Auch meine Kinder haben natürlich schon Fruchtzwerge und Kindermilchschnitte gegessen – und lieben es. Natürlich. Ist ja auch lecker. Kinder sind klug. Und können unterscheiden: Das ist die Regel – also das, was bei uns täglich auf dem Tisch steht und im Kühlschrank zu finden ist – und was ist die Ausnahme: Es gibt “Cheat-Meals”, es gibt Urlaub, es gibt Oma und Opa und es gibt Kindergeburtstage. Das reicht. Wenn nach jedem Abholen aus dem Kinderladen ab dem zweiten Geburtstag aber als erstes der Bäcker die Eisdiele angesteuert wird – darf man sich natürlich auch nicht wundern.

Man startet am besten mit Brei.

Auch dieses Konzept ist mittlerweile überholt, grundsätzlich kann man sagen, dass auch der wissenschaftliche Trend und die offiziellen Empfehlungen die “klaren Regeln” ziemlich aufgeweicht hat. Fingerfood kann eine Ergänzung oder ein “anstatt” des klassischen Babybreis sein. Die “Reine Lehre” in Sachen Fingerfood statt Brei heißt Baby Lead Weaning, Baby-geführte Entwöhnung. Das ist auch ein Extrathema, wer sich belesen möchte, dem sei das Buch Einmal breifrei bitte meiner Kollegin Eva Nagy ans Herz gelegt.

Wenn Babys kein Gemüse-Essen lernen, tun sie es nie.

Ja und nein. Es ist in jedem Fall ratsam, dem Baby und später dem Kleinkind alles das vorzusetzen, was es bei Euch eben so zu essen gibt. Trau Dich, be fancy. Algensalat oder Rheinischer Sauerbraten – und lass Dich überraschen. Dein Baby darf das alles (ja, auch schon mit acht Monaten), und Du wirst staunen, was es alles probiert und lecker findet, gerade im ersten Lebensjahr sind Babys noch ziemlich neugierig. Untersuchungen sagen, dass die meisten Kinder unvertrautes Essen annehmen, wenn sie es etwa 10 Mal probiert haben und wenn die Eltern es selbst regelmäßig essen, also mit ihrem elterlichen Vorkosterdasein zuverlässig signalisieren, dass das auch wirklich lecker ist. Das kann man auch gerne übertrieben begeistert immer wieder SAGEN. “Hm, lecker, Brokkoli!” So etwa in der Art.

Der Satz “Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt”  stimmt in der Weise, als dass Babys eben so aufwachsen, wie ihre Eltern es gestalten. Schon Deine Vorlieben in der Schwangerschaft lassen das Fruchtwasser unterschiedlich schmecken (jeder, der schon mal einen Blasensprung nach einer Spargelmahlzeit gerochen hat, weiß das, ich gehöre zu diesem ausgewählten Personenkreis), und bei der Muttermilch ist es genau so.

Das klingt erstmal ganz einfach, so als könne man Essen später im Kindergartenalter als Eltern mit dem richtigen Einfädeln beliebig steuern. Mit den obigen Maßnahmen oder schlicht Verhalten kannst Du schon ganz viel tun. Aber – wie so oft – haben Babys doch ein ordentliches Wort mitzureden. Und es gibt Babys, deren Geschmacksknospen so sensibel sind, dass sie feinste Bitterstoffe herausschmecken, etwa 20 % aller Kleinkinder gelten als so genannte Supertaster. Und bei denen kann man sich im Zweifel auf den Kopf stellen, die mögen einfach kein Gemüse, weil sie es wirklich nicht runterkriegen. Zu diesen Kindern, die oftmals tatsächlich phasenweise nur Nudeln ohne Alles essen hat der grandiose Kinderarzt, Wissenschaftler, Buchautor und Vater Herbert Renz-Polster hier einen wunderbaren Vortrag gehalten, den ich Euch gern nochmal verlinke. Unbedingt angucken, denn wichtig ist hier mal wieder die Kernaussage: Keep cool, auch diese Kinder wachsen und gedeihen – auch ohne Brokkoli.

Magazin . Baby | Das Leben | Familie | Geburt | Schwangerschaft | Wochenbett

Vaginal Seeding

Schon wieder so etwas Neumodisches, von dem man noch nie gehört hat. Es gab bislange wenige der #dienstagssprechstunden, die so viel Resonanz ausgelöst haben, wie die in der vergangenen Woche zum Thema Vaginal Seeding.

VON Kareen Dannhauer

into-life-into-life-

Vielleicht auch, weil es erstmal einen spektakulären Versuchsaufbau beschreibt, der mit Körperflüssigkeiten zu tun hat. Auf die geweckte Neugier konnte ich also eigentlich wetten. Und sicher auch deshalb, weil es auch irgendetwas mit dem „Mikrobiom“ (der Gesamtheit aller Bakterien im und am Menschen) zu tun hat, dem heißesten Scheiß gerade in der Medizin, der spätestens seit Giulia Enders´ „Darm mit Charme“ auch  im Mainstream-Bewusstsein angekommen ist.

Vaginal Seeding ist komplex. Es offenbart in dem großen Buch namens “Was hat die Natur sich wohl dabei gedacht” viele kleine Puzzleteile, die sich auf eine Weise zusammenfügen, dass man aus dem Staunen gar nicht mehr heraus kommt.

Was ist Vaginal Seeding?

Vaginal Seeding heißt wörtlich übersetzt vaginale Aussaat. Esbeschreibt den Prozess, unmittelbar nach einer Kaiserschnitt-Geburt die frisch geschlüpften Babys mit den vaginalen Bakterien der eigenen Mutter in Kontakt zu bringen. Dazu wird vor dem Kaiserschnitt ein Tupfer in die Vagina gelegt, der sich dann eine Stunde mit den gesunden Vaginalkeimen besiedeln kann. Mit diesem Tupfer wird dann das Baby unmittelbar nach der Geburt vor allem im Mund, im Gesicht und an den den Händen eingerieben.

Wie kam man darauf?

Schon lange weiß man, dass Kaiserschnitt-Babys im Laufe ihres Lebens häufiger unter Allergien, allergischem Asthma, Übergewicht und verschiedenen Autoimmunerkrankungen (etwa Diabetes Typ I oder Moorbus Crohn) leiden, als die Babys, die vaginal auf die Welt gekommen sind. Man wusste nur nie genau, warum. In den letzten 10 Jahren ist die Bedeutung des Mikrobioms intensiv beforscht worden, nicht zuletzt, weil die Labordiagnostik schneller, besser und billiger geworden ist. So weiß man mittlerweile um die Wichtigkeit der Darmflora und kann auch genau differenzieren, welche Keime welche besonders tollen Eigenschaften haben. Und wie sich die Flora von gesunden und kranken Menschen unterscheiden.

Kaiserschnittbabys, das ist in diesem Zusammenhang der entscheidende Unterschied, kommen während der Geburt – wie bei einer vaginalen Geburt zwangsläufig und intensiv – nicht mit den mütterlichen Bakterien, die in der Scheide gesunderweise reichlich vorhanden sind, in Kontakt. Kurioserweise sind sowohl in der Scheide als auch in der allerersten Babydarmflora Lactobazillen die sinnvolle Stammbesetzung.

In den verschiedenen Untersuchungen hat man herausgefunden, dass Kaiserschnittbabys “ohne” Vaginal Seeding noch Jahre nach der Geburt einen anders zusammengesetzte Darmflora aufweisen, als Babys, die spontan geboren werden. Die ersten Bakterien scheinen extrem wichtig zu sein. Sie haben beim “jungfräulichen Baby” den großen Startvorteil, sie sind die ersten, die das Territorium erobern und sich etablieren können, vermutlich mit lebenslangen Folgen für die Zusammensetzung der Darmflora. Die Darmflora von Kaiserschnittbabys ähnelt tatsächlich mehr der Hautflora des Klinikpersonals als dem der eigenen Mutter.

Diese und andere spektakulären Erkenntnisse wurden mittlerweile in renommierten Fachblättern publiziert und öffnen einen ganz neuen Blick auf dieses Thema. Toll ist auch die mehrfach preisgekrönten Dokumentation Microbirth die sich der Erforschung dieser spannenden Zusammenhänge widmet.

Was sind die Risiken?

In den offiziellen Statements, ob Vaginal Seeding generell zu empfehlen sei, werden eher zurückhaltende Aussagen gemacht. Meistens heißt es, es gäbe dazu noch zu wenige Studien, die den sicheren Nutzen beweisen. Das ist richtig, die Erkenntnisse sind schlichtweg noch ziemlich neu. Richtig ist aber auch: Es gibt keine Nachteile und es gibt auch keine Risiken, auch nicht theoretisch, wenn man mal wieder den gesunden Menschenverstand bemüht. Manchmal wird das Argument vorgebracht, es sei natürlich auch ein Mikrobentransfer mit möglicherweise pathogenen Keimen, also Krankheitserregern der Mutter, möglich. Theoretisch ist das natürlich in der Sache richtig. Praktisch aber wäre das Baby eben auch durch die Scheide seiner Mutter ungefragt hindurchgerutscht, wäre es kein Kaiserschnitt geworden, ohne, dass man dann nach einem speziellen Risiko gefahndet hätte. Zudem wird in der Schwangerschaft routinemäßig ein Screening auf Syphillis, Chlamydien, B-Streptokokken, Hepatitis B und oft auch HIV durchgeführt.

Wird das Vaginal Seeding überall gemacht?

Nein. Vor allem wird es Euch ziemlich sicher kaum irgendwo aktiv angeboten, ich ergänze mal: noch. Das ist immer so mit neuen Entwicklungen, die noch nicht Eingang gefunden haben in die gängige Lehrmeinung. Das dauert ein paar Jahre, Studien, klinische Erfahrungen, und es braucht in der Zwischenzeit immer Pioniere, die an die Grundlagen dahinter glauben und unter Abwägung aller Erkenntnisse, Hypothesen und Risiken solche Entwicklungen vertreten und etablieren. Solange es also noch keine qualitymanagementbegeleitete Prozessbeschreibung gibt, die irgendwelchen haftungsrechtlich relevanten Gutachtergremien standhält, wird die offizielle Verlautbarung dazu heißen: Wir empfehlen das nicht, die Zahlen sind noch nicht hinreichend aussagekräftig abgesichert.

Selber Denken ist aber erlaubt.

(Edit am 14.11.2018: Ich habe gerade gesehen, dass es einen relativ neuen deutschsprachigen Artikel aus der Fachzeitschrift Die Hebamme auch frei im Netz zu lesen gibt, den Link dorthin findet Ihr hier.)

Ich kenne mittlerweile Berichte von Frauen, die das dann selbst in die Hand nehmen konnten, denn das geht natürlich. Möglicherweise musst Du auch unterschreiben, dass Du das Vaginal Seeding auf eigenen Wunsch, auf eigene Verantwortung (und möglicherweise gegen ärztlichen Rat) durchführen möchtest.

Manchmal ist ein Kaiserschnitt ungeplant und relativ zügig aus der Geburtssituation heraus nötig. Dann bleibt schlicht nicht genug Zeit für die Vorbereitung des Vaginal Seeding oder andere Prioritäten (etwa das Baby schnell und ohne Verzögerung auf diese Welt zu bringen) sind wichtiger.

Ich hatte einen Kaiserschnitt und wusste nichts vom Vaginal Seeding. Kann ich das irgendwie nachholen?

Ja, das kann man. Je weiter die Geburt zurückliegt, um so weniger notwendig und auch effektvoll wird das sein: Keime, die sich gut etabliert haben, werden immer wesentliche Bestandteile der Stammflora bleiben. Einen wichtigen Beitrag und – wenn man so will – eine natürliche Fortsetzung der vaginalen Bakterien für das Baby ist dann möglichst ausgiebiger Körperkontakt, und zwar unbedingt mit nackter Haut und das Stillen.

Nackte Mama- und Papa-Haut im direkten Kontakt liefert ebenfalls wichtige Hautbakterien. Beim Stillen bekommt das Baby zusätzlich eine mehrfach-täglich-Dosis nützlicher Keime, zum einen über die Haut der Mutter im Mund und auch die probiotische, also ebenfalls keimbesiedelte Muttermilch.

Du kannst Deinem Baby aber auch probiotische Tropfen oder Pulver geben, wenn Du das möchtest oder noch andere Aspekte, wie etwa eine allergisch belastete Familie oder Antibiotika während der Geburt oder der Stillzeit, hinzukommen. In diesen Probiotika sollten Bifidus- und Lactobazillus-Stämme vorhanden sein. Um unterschiedliche Stämme und den wesentlichen Signaturkeimen einer gesunden Baby-Darmflora in ein Produkt zu packen, das sich zudem leicht anwenden lässt, habe ich das MAMA BABY FLOR mit einer praktischen Tropf-Pipette entwickelt. Es kann von Müttern und Babys gleichermaßen genommen werden.

Und schon in der Schwangerschaft kannst Du dafür sorgen, Dein eigenes Mikrobiom gesund und artenreicht aufzubauen, bei bestimmten Indikationen (etwa bei einer Besiedelung mit B-Streptokokken, gehäuften vaginalen Infektionen oder bei einer allergischen Prädisposition) ist das eine besonders gute Idee. Auch hier gab es keine so richtig guten Kombi-Produkte mit allen guten Stämmen, die rund um die Geburt eine wichtige Rolle spielen. Daher auch hier: gibt es unsere eigens entwickeltes MAMA FLOR in Kapselform zum schlucken. Auch eine vaginale Anwendung ist möglich.

Eine ausführliche Beschreibung für Fachpersonal oder eigeninitiative Eltern sowie ein ausführliches Quellenverzeichnis und weitere Zusammenhänge rund um das menschliche Mikrobiom im Kontext Kinderkriegen (vaginale Infektionen, Frühgeburtlichkeit, B-Streptokokken, Mastitisprophylaxe) findet Ihr übrigens auch ausführlich in meinem Buch.

Diesen Artikel hat übrigens meine Tochter illustriert, mit einem sicheren Gespür dafür, was “Bagterien” alles so können. Sie lässt ausrichten: Das eine trägt eine rote Handtasche, das andere eine goldene Krone, ein weiteres schiebt einen Kinderwagen.

Baby Flor

Mikrobiom für dein Baby

20 ml (114,50 € / 100 ml)

Jetzt entdecken

22,90€*

Mama Flor

Mikrobiom für Frauen

60 Kapseln (49,83 € / 100 Kapseln)

Jetzt entdecken

29,90€*

Willkommen

Abonniere unseren Newsletter für Inspiration und Wissenswertes rund um Kinderwunsch, Schwangerschaft und das Muttersein. Verpasse keine into life Highlights, Rabatte und News.

Anmelden und rundum informiert sein.

Ihre Anmeldung konnte nicht gespeichert werden. Bitte versuchen Sie es erneut.
Ihre Anmeldung war erfolgreich.