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Magazin . Das Leben | Schwangerschaft

Achtung Quecksilber: Kein Fisch für Schwangere

Warum Fisch in der Schwangerschaft keine optimale Omega3-Quelle ist

Das Schwermetall Quecksilber ist ein gravierendes Gift für unseren Körper, und speziell in der Schwangerschaft ist das der Fall – Quecksilber ist ein Nervengift und nutzt zudem einen Trick, um über die Plazentaperfusion zum Baby zu gelangen.

VON Kareen Dannhauer

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Schon lange ist bekannt, dass Methylquecksilber die Plazentaschranke und die Blut-Hirn-Schranke überwinden und damit die neuronale Entwicklung des ungeborenen Babys stören und für Schäden in der Hirnentwicklung führen kann – und dass Quecksilber damit zu den wirklichen Problem-Toxinen in der Schwangerschaft gehört.

Filtert die Plazenta das Quecksilber heraus?

Eine der wichtigsten Funktionen der Plazenta ist (neben der Weitergabe vielfältiger Nährstoffe und dem Austausch von Stoffwechselprodukten zwischen Baby und Mutter) der Schutz des Babys vor potentiell schädlichen Substanzen aus dem mütterlichen Blut. Bestimmte Substanzen können von der Plazenta gut aus dem Stoffaustausch herausgefischt werden, um das Baby effektiv zu schützen, andere nicht. Für Kadmium und Blei funktioniert die Plazentaschranke beispielsweise sehr gut – bei Quecksilber versagt dieser Schutzmechanismus aber. Es gibt nämlich Stoffe, die durch eigene Transportmechnismen aktiv zum Baby transportiert werden. Blöderweise gehört ausgerechnet das neurotoxische Quecksilber dazu und es wird mit erstaunlicher Effizienz aus dem Blut der Mutter in das Kreislaufsystem des Babys transportiert.

 

Quecksilber liegt im Blut vor allem als Methyl-Quecksilber vor, das eine strukturelle Ähnlichkeit mit einer Aminosäure hat, die aktiv von der Plazenta aus dem mütterlichen Blut aufgenommen wird. Methyl-Quecksilber bindet leicht an die schwefelhaltige Aminosäure Cystein, die wiederum einer anderen essentiellen Aminosäure, dem Methionin ähnelt, das über einen aktiven Transportmechanismus der Plazenta ins Blut des Babys transportiert wird. Dieser Mechanismus erklärt auch das schon früher beobachtete Phänomen, dass Ungeborene eine höhere Quecksilberkonzentration im Blut haben als ihre Mütter. Der Transportmechanismus der Plazenta pumpt quasi das Quecksilber in das Blut des Ungeborenen. Nicht gut.

Und weil das so ist, sollten schwangere Frauen ihre Quecksilber-Aufnahme über die Nahrung gut im Blick behalten.

Fisch ist gesund – oder nicht?

Denn es gibt Nahrungsmittel, die einerseits wichtige Vitalstoffe enthalten (und deshalb empfohlen werden), andererseits aber auch mit Schwermetallen belastet sind. Seefisch gehört dazu.

 

Ein- bis zweimal wöchentlich Seefisch zu essen, wird landläufig wegen des Gehalts an Jod und Omega 3 (und auch geringen Mengen an Vitamin D) explizit empfohlen. Zumal es nicht viele Nahrungsmittel gibt, die reich speziell an diesen Nährstoffen sind. Wegen der Schwermetallthematik gibt es wichtige Einschränkungen für Schwangere und stillende Mütter, wie das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) vor ein paar Wochen nochmal bekräftigt hat.

 

Um die gesundheitlichen Risiken, die mit dem Verzehr von Fisch einhergehen können, besser abschätzen zu können, kombinierten Forscher am BfR Messdaten zu Gehalten an Methylquecksilber (MeHg) in Lebensmitteln mit Daten zu den realen Essensgewohnheiten der Bevölkerung in Deutschland. Die Messdaten stammen aus der BfR-MEAL-Studie (Mahlzeiten für die Expositionsschätzung und Analytik von Lebensmitteln.

1,6 µg pro kg Körpergewicht Methylquecksilber sind laut den Berechnungen des BfR die vorläufig zulässige wöchentliche Aufnahmemenge (Provisional Tolerable Weekly Intake. Die Europäische Lebensmittelüberwachungsbehörde EFSA gibt noch etwas weniger, nämlich 1,3 µg Methylquecksilber pro kg Körpergewicht und Woche als Höchstgrenze an.

Wie kommt das Quecksilber in den Fisch?

Die Verbrennung fossiler Brennstoffe, insbesondere Kohle, setzt große Mengen an organischem Quecksilber in die Atmosphäre frei. Einmal dorthin gelangt, kann es über weite Strecken in der Atmosphäre transportiert werden, bevor es durch Niederschlag in Böden und Gewässern abgelagert wird. Unter anaeroben, sauerstoffarmen Bedingungen, etwa am Meeresgrund, wandeln bestimmte Bakterien durch ihre Stoffwechselprozesse anorganisches Quecksilber in Methylquecksilber um. Diese Form von Quecksilber ist – wie oben erklärt – eben besonders toxisch und bioakkumulierbar. Die Erwärmung der Meere, Überdüngung und Sauerstoffmangel begünstigen die Vermehrung dieser Bakterien und damit die bakterielle Methylierung von Quecksilber. Über die aquatische Nahrungskette wird das Methylquecksilber über Plankton, Muscheln, Krabben und schließlich Raubfische immer weiter angereichert. Die höchsten Gehalte sind damit in großen und langlebigen Raubfischen wie Schwertfisch und Thunfisch zu finden.

 

Schwangere, Stillende, Ungeborene und Neugeborene gelten aus genannten Gründen als Risikogruppe, wenn regelmäßig – etwa, um den Bedarf an wichtigen Vitalstoffen wie Omega 3 oder Jod zu decken – bestimmte Fische in entsprechenden üblichen Mengen verzehrt werden. Schon 80 g Thunfischkonserve (eine durchschnittliche Thunfischdose oder ein Thunfischsteak enthalten fast die doppelte Menge, nämlich 150-180 g) enthalten 1 mg/kg Methylquecksilber. Damit wird die wöchentlich tolerierbare Menge für eine zierliche, 60 kg wiegenden Frau zu 80 % ausgeschöpft. Diese Menge schätzt das BfR für Schwangere bereits als bedenklich ein.

… und Fischstäbchen?

Die Hitliste der am meisten metylquecksilberbelasteten Fischarten wird von Thunfisch, Dornhai und Rotbarsch angeführt. Seelachs – der vorwiegend zu Fischstäbchen und anderen Fisch-Fertiggerichten verarbeitet wird – hat zwar einen geringeren Quecksilber-Gehalt, wird aber am häufigsten – vor allem von Kindern – gegessen und trägt aufgrund des häufigen Verzehrs („Freitag – Fischtag“ in vielen KiTa´s) am meisten zur Methylquecksilber-Aufnahme in der Bevölkerung bei, schreibt das BfR. Die höchsten Aufnahme-Werte an Methylquecksilber (bezogen auf das Körpergewicht) wurden für die Altersgruppe von Teenagern und jungen Erwachsenen ermittelt. Auch diese überschritten je nach Verzehrmenge zum Teil deutlich den ermittelten Richtwert.

Fazit

Omega 3 und Jod sind zwei unentbehrliche Nährstoffe, die in der Schwangerschaft besonders wichtig sind: Sowohl Omega 3 als auch Jod sind unter anderem essentiell für die gesunde Gehirnentwicklung des ungeborenen Babys. Fisch ist allerdings häufig mit Schwermetallen belastet, so dass der Grenzwert für toxische Aufnahmen leicht überschritten werden kann.
Kontrollierte, quecksilberfreie Quellen – etwa DHA-reiches Algenöl – sind also eine gute Alternative und decken besonders den Bedarf an der wichtigen Omega-3-Fettsäure DHA gut ab.

Quellen

https://www.gelbe-liste.de/gynaekologie/wegen-quecksilberbelastung-kein-fisch-schwangere

https://www.bfr.bund.de/cm/343/methylquecksilber-in-fisch-und-meeresfruechten-gesundheitliche-bewertung-neuer-daten-aus-der-bfr-meal-studie.pdf

https://www.efsa.europa.eu/de/press/news/150122

https://www.spektrum.de/lexikon/ernaehrung/methylquecksilber/5825

„Ungeborene haben es nicht leicht mit Schwermetallen“, Karl Landsteiner Privatuniversität Krems & Medizinischen Universität Wien https://www.kl.ac.at/de/news/ungeborene-haben-es-nicht-leicht-mit-schwermetallen

Methylmercury Uptake into BeWo Cells Depends on LAT2-4F2hc, a System L Amino Acid Transporter. C. Balthasar, H. Stangl, R. Widhalm, S. Granitzer, M. Hengstschläger & Claudia Gundacker. Int. J. Mol. Sci. 2017, 18, 1730; https://doi.org/10.3390/ijms18081730

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Gundacker, C., & Ellinger, I. (2020). The unique applicability of the human placenta to the Adverse Outcome Pathway (AOP) concept: the placenta provides fundamental insights into human organ functions at multiple levels of biological organization. Reproductive Toxicology, 96, 273-281. https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S089062382030188X

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