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Das Mikrobiom in Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit
Vaginale Gesundheit – wichtig für eine unbeschwerte Schwangerschaft
Eine gesunde Flora spielt in der Schwangerschaft eine wichtige Rolle: Lactobazillen, die Wasserstoffperoxid produzieren, schützen dein vaginales Mikrobiom, etwa vor Bakterien, die das Risiko für bestimmte Schwangerschaftsrisiken (vor allem vorzeitige Wehen oder eine Cervixinsuffizienz) erhöhen. Aber auch deine Darmflora ist wichtig: Aus ihr speist sich nämlich nicht nur das vaginale Mikrobiom, auch die Besiedelung der Brust und damit deiner Muttermilch wird tatsächlich von deiner Darmflora gesteuert. Und nicht zuletzt sind beide Mikrobiota diejenigen, mit denen dein Baby zu allererst in Kontakt kommt …
VON Kareen Dannhauer


Laktobazillen produzieren also nicht nur Milchsäure, einige von ihnen auch Wasserstoffperoxid (H2O2). Dieses reguliert den pH-Wert und wirkt spezifisch als Bakteriozin, macht also die Umgebung ungastlicher für unerwünschte Bakterien und Pilze, sogar für Papilloma-Viren. Es schützt die Vagina vor Fremdbesiedlungen etwa mit dem unerwünschten Gardnerella vaginalis und anderen Keimen, die im Kontext „Frühgeburtlichkeit“ (vorzeitige Wehen und frühe, vorzeitige Blasensprünge) eine Rolle spielen können. Auch bei Besiedelung mit B-Streptokokken eine Dysbalance deiner Flora einen ungünstigen Einfluss auf das Keimspektrum nehmen. Die orale Einnahme von Laktobazillen, also präziser, für die Frauengesundheit designter Probiotika, kann die vaginale Flora günstig beeinflussen: Sie landen zunächst im Magen-Darm-Trakt, der unser größtes Mikrofilm beherbergt. Und Darmbakterien sind direkt an der Zusammensetzung der Vaginalflora beteiligt.
Mikrobentransfer unter der Geburt
Während einer vaginalen Geburt kommt das Baby zum allerersten Mal mit Bakterien direkt in Berührung – und es sind die aus der Vagina seiner Mutter und die aus ihrem Darm. Was zunächst vielleicht etwas eklig klingt, soll genau so sein: Deine Bakterien sind das Beste, was dein Baby auf diesem Weg bekommen kann.
Muttermilch – ein probiotischer Drink für Dein Baby
Früher hat man angenommen, Muttermilch sei steril, heute weiß man, dass dies ganz und gar nicht der Fall ist. Vor einigen Jahren hat man den so genannten entero-mammary-pathway entdeckt. Darmbakterien gelangen während der Schwangerschaft offenbar mit Hilfe so genannter dendritischer Zellen über die Blutbahn in das Drüsengewebe der Brust und besiedeln es.
Muttermilch ist ein in vielerlei Hinsicht hochkomplexes, für das Baby perfekt zusammengestelltes Nahrungsmittel mit allen erdenklichen Nährstoffen, aber auch unzähligen weiteren zellulären und epigenetischen Informationen. In einem Milliliter Milch sind neben mehr als 10 Millionen Bakterien, vor allem aus den Laktobazillen- und Bifidobakterien-Familien, auch Humane Milch-Oligosaccharide (HMO) enthalten, die die Bakterien „füttern“. Diese machen Muttermilch zu einem prä- und probiotischen Drink und leisten einen wesentlichen Beitrag zur physiologischen Besiedelung des Babydarms, quasi das bessere und maßgeschneiderte „Actimel“ für jedes Baby.
Das Busen-Mikrobiom und Infektionen
Diese „guten Bakterien“ sind nicht nur ideal für dein Baby, bestimmte Keimstämme (etwa L. salivarius und L. gasseri) können wirksam gegen eine Brustentzündung (Mastitis) sein und ihnen vorbeugen. Studien* haben gezeigt, dass sich die Beschwerden von Frauen mit so genannter „subakuter Mastistis“ deutlich verbesserte, wenn sie diese Bakterien mindestens drei Wochen lang einnahmen, während sich bei den Placebo-Gruppen nichts Wesentliches änderte.
Vaginal Seeding
Wird ein Baby per Kaiserschnitt geboren, kommt es während der Geburt nicht mit mütterlichen Vaginalkeimen in Kontakt. Es ist bekannt, dass Kaiserschnitt-Babys im Laufe ihres Lebens häufiger unter Allergien, allergischem Asthma, Übergewicht und verschiedenen Autoimmunerkrankungen leiden als Babys, die vaginal auf die Welt gekommen sind.
So wurde von Mikrobiomforschern in den USA vor einigen Jahren die Idee des Vaginal Seeding geboren. Die frisch per Bauchgeburt geschlüpften Babys werden dazu nach der Geburt bereits im OP im Mund, im Gesicht und an den Händchen mit dem Vaginalsekret ihrer Mütter benetzt, um diesen Keimtransfer zu imitieren. Auch einige Kliniken in Deutschland bieten das mittlerweile an. Sollte das aus unterschiedlichen Gründen keine Option sein, ist das BABY FLOR eine Idee, um dies zu ersetzen.
Deine Flora für Dein Baby …
Die Besiedelung mit einem besonders günstigen, physiologischen Keimspektrum, das wir von unserer Mutter weitergegeben bekommen, ist tatsächlich die Wiege unserer Mikrobiota, vermutlich lebenslang. Sie ist eine wichtige Voraussetzung für unsere Gesundheit und beeinflusst alle nur denkbaren Organsysteme, von der wichtigen Barrierefunktion der Darmschleimhaut bis zur Gut-Brain-Axis.
Schon allein der Magen-Darm-Trakt eines frisch geborenen Babys muss Enormes leisten: Nahrung aufnehmen, sie peristaltisch weiterleiten, verstoffwechseln, wieder ausscheiden. Es dauert etwa 3 Monate, bis sich diese Vorgänge gut eingespielt haben. In dieser Zeit mühen sich viele Babys mit ihrer Verdauung. Das ist in einem gewissen Rahmen normal und auch nicht therapiebedürftig. Sollten aber gewisse Umstände für eine Dysbiose sprechen, kann die gezielte Gabe gewisser probiotischer Stämme dem Baby beim Aufbau einer gesunden, stabilen Darmflora helfen.
Ein präzises Probiotikum für Mama …
Im MAMA FLOR haben wir unterschiedliche Stämme kombiniert, die als gesunde Signaturkeime in der Vaginalflora vorkommen und die via entern-mammary-pathway auch in der Muttermilch landen.
Bifidobacterium breve
Kommt früh im Babydarm vor und wird über die Geburt und Muttermilch übertragen. Unterstützt die Verdauung komplexer Kohlenhydrate in der Muttermilch (HMOs) und stärkt so die Ausbildung einer gesunden Darmflora beim Neugeborenen. Assoziiert mit weniger Koliken und besserer Barrierefunktion.
Bifidobacterium infantis
Ein Schlüsselkeim der frühen Besiedlung. Besonders effizient in der Verwertung von HMOs aus der Muttermilch – kaum ein anderer Keim kann diese in gleichem Maße nutzen. Fördert eine stabile, probiotische Darmflora beim Baby und moduliert das Immunsystem in Richtung Toleranz.
Bifidobacterium longum
Weit verbreitet im Darm gesunder Mütter und Babys. Unterstützt die Barrierefunktion des Darms und kann entzündliche Prozesse dämpfen. Ein wichtiger Baustein in der Entwicklung des neonatalen Immunsystems, auch mit Blick auf Allergieprävention.
Lactobacillus crispatus
Einer der Leitkeime der gesunden vaginalen Flora. Produziert Milchsäure und Wasserstoffperoxid, was pathogene Keime hemmt. Sein Vorkommen wird mit einem geringeren Risiko für Frühgeburt, bakterieller Vaginose und Infektionen in der Schwangerschaft assoziiert.
Lactobacillus fermentum
Natürlich in der Muttermilch vorhanden. Studien zeigen eine lindernde Wirkung bei Mastitis und schmerzhaften Milchstaus. Unterstützt die Weitergabe gesunder Bakterien an das Kind und reduziert gastrointestinale Infekte in den ersten Lebensmonaten.
Lactobacillus gasseri
Ein häufiger Keim der vaginalen Flora, trägt zur Milchsäurebildung bei und stabilisiert das saure Milieu. Unterstützt die Barrierefunktion gegen pathogene Keime, sowohl in der Scheiden- als auch in der Darmflora.
Lactobacillus plantarum
Ein robuster, vielseitiger Keim, der auch in fermentierten Lebensmitteln vorkommt. Im Darm wirkt er entzündungsmodulierend und unterstützt die Schleimhautbarriere. Für Mutter und Kind kann er eine wichtige Rolle bei der Regulation der Immunantwort spielen.
Lactobacillus reuteri
Einer der am besten erforschten Stämme. Produziert das antimikrobielle Bacteriocin Reuterin, das gegen pathogene Bakterien und Viren wirkt. Kommt in Muttermilch vor, seine Häufigkeit hängt direkt von der mütterlichen Darmflora ab. Unterstützt Verdauung und Immunsystem des Babys.
Lactobacillus rhamnosus
Ein zentraler Keim der vaginalen und intestinalen Flora. Studien zeigen einen positiven Einfluss auf die Inzidenz von Atemwegs- und gastrointestinalen Infekten. Auch im Kontext von Allergieprävention in Schwangerschaft und Stillzeit untersucht.
Lactobacillus salivarius
Typischer Keim der Darmflora gestillter Säuglinge. Kann Wasserstoffperoxid bilden, das als Schutzfaktor für Vaginalflora und Babydarm dient. Fördert eine stabile, gesunde Mikroflora bei Mutter und Kind.
… und fürs Baby.
Das BABY FLOR kombiniert typische Frühbesiedler der kindlichen Säuglingsflora miteinander:
Lactobacillus rhamnosus
Ein wichtiger Keim der gesunden vaginalen Flora, in der Darmflora ist er assoziiert mit einer positiven Wirkung auf das Immunsystem, vor allem die Inzidenz von Atemwegserkrankungen.
Lactobacillus fermentum
Kommt natürlicherweise in der Muttermilch vor. Dieser Keim konnte in einer Studie Beschwerden durch schmerzhafte Milchstaus, ausgelöst durch Staphylokokken, lindern. Babys profitieren von einer probiotischen Gabe und weisen deutlich weniger Magen-Darm-Infekte im ersten Lebenshalbjahr auf.
Lactobacillus reutreri
Eines der bestuntersuchten Keime mit vielfältigen positiven Wirkungen. Auch er kommt natürlicherweise in der Muttermilch vor, deren Menge ist unmittelbar abhängig von der Anzahl im mütterlichen Darm. L. reuteri produziert Reuterin, ein Bacteriozin gegen schädliche Bakterien (etwa Clostridien) und gegen Rotaviren.
Lactobacillus salivarius
Ist der Signatur-Keim der Darmflora von gestillten Babys.
Bifidobacterium infantis
Dieses Bakterium ist ebenfalls als Probiotikum gegen Mastitiden bekannt. L. salivarius ist zudem ein Keim, der Wasserstoffperoxid (H2O2) synthetisiert, ein wichtiges Bakteriozin für die Vaginalflora und auch für die gesunde Babydarm-Barriere und sein Immunsystem.
Wann können Probiotika eine gute Idee sein?
Immer dann, wenn ein gestörtes Gleichgewicht der gesunden Flora vorliegt, kann sie mit gezielten Gaben spezifischer Stämme wieder „aufgeforstet“ werden. Nach Antibioatikagaben ist dies mittlerweile Standard und wird vielfach gleich mutempfohlen. Daneben gibt es typische Themencluster, die einen Blick aufs Mikrobiom werfen lassen:
Mama
- Alle Themen rund um vorzeitige Wehen oder (drohende) Frühgeburtlichkeit, auch in der Vorgeschichte
- Wiederkehrende vaginale Infektionen oder Blaseninfekte
- Infektionen mit B-Streptokokken
- Nach Antibiotikagabe
- Bei Brustentzündungen oder wiederkehrende Milchstaus/ Mastitiden, auch in der Vorgeschichte
- Dosierung: 2 Kapseln täglich, morgens vor dem Frühstück mit viel Wasser einnehmen
Baby
- Nach einer Bauchgeburt (Geburt mit einem Kaiserschnitt)
- Nach einer Antibiotikagabe unmittelbar vor oder während der Geburt oder später in der Babyzeit
- Nach wiederholten Candida-Infektionen in der Schwangerschaft
- Wenn Dein Baby nicht gestillt wird
- Ergänzend bei Mund- und/ oder Windelsoor
- Bei „Dreimonatskoliken“, wenn ein Ungleichgewicht der Darmflora dahintersteckt.
- Dosierung: 1-2 x tgl. 5-10 Tropfen vor einer Mahlzeit in den Mund tropfen
Mama Flor ist ein spezifisches Probiotikum, bestehend aus 10 wertvollen Stämmen verschiedener Bifidusbakterien und Lactobazillen
29,90€*
Quellen
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