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Magazin . Baby

Dreimonatskoliken – ein Mythos?

Manche Babys weinen häufiger, als es dessen Eltern vorher erwartet haben. Sie weinen, ohne dass ein offensichtlicher Grund dafür sichtbar ist. Oft ist dann die nahe liegende Idee: Das Baby hat bestimmt Bauchweh! Denn irgendetwas muss es ja sein. Und Bauchweh erscheint den ratlosen Erwachsenen zumindest halbwegs plausibel – und man hat eine „richtige Diagnose“. Diagnosen helfen uns manchmal, denn sie benennen zumindest das Problem und nehmen es ernst.

VON Kareen Dannhauer

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Nur ist es leider eben auch so, dass Tropfen oder Tees, Zäpfchen oder Öle, die zu diesem Zweck verkauft werden, nicht so wirken, wie man es sich gewünscht hätte: meistens nur sehr wenig oder gar nicht oder nur zufällig. Und, dies ist der nächste Gedanke des gesunden Menschenverstandes, sie würden wirken, wenn das Weinen des Babys ganz stofflich-organisch und tatsächlich Blähungen oder Koliken als Ursache hätte.

Nach neueren Erkenntnissen geht man mittlerweile davon aus, dass es sich bei den typischen „Dreimonatskoliken“ um einen Mythos handelt. Oder dass zumindest „der Bauch an sich“ gar nicht unbedingt das Problem darstellt, sondern dass es sich um eine generelle physiologische organische Unreifesymptomatik handelt.

Ein Baby kommt, verglichen mit anderen Säugetieren, sehr unfertig auf die Welt. Im Gegensatz zu einem Zebrafohlen oder einem Kälbchen kann ein Baby viele Monate lang eigentlich noch gar nichts allein. Deshalb nennt man das erste Lebensvierteljahr eines Babys auch häufig „das vierte Schwangerschaftsdrittel“.

Babys müssen unmittelbar nach der Geburt sehr plötzlich ihre gemütliche und vertraute Umgebung aufgeben. Sie müssen selbst für ihre Nahrung sorgen, zuvor lief die Versorgung automatisch über die Nabelschnur. Sie müssen nun Milch trinken und diese dann im frisch eingeweihten Magen-Darm-Trakt erstmals verdauen. Das ist eine enorme Herausforderung für dein Baby!

Vermutlich mischen sich in die typische abendliche Unpässlichkeit und Unruhe auch ganz unterschiedliche Phänomene, ich würde sogar vermuten, dein Baby weiß manchmal selbst nicht genau, was genau los ist.

Wenn der Bauch weh tut, ist es nicht immer der Bauch, das ist noch bei Kleinkindern so. Das enterische Nervengeflecht, unser zweites Gehirn im Darm, ist hochkomplex und hängt vielfach auch mit der Neurophysiologie des „echten“ Gehirns zusammen. Und auch da ist nun nach der Geburt eine Menge los!

Babys kommen eben auch mit einem (natürlich noch) unreifen Nervensystem auf die Welt. War es in der Gebärmutter noch sehr gleichförmig, warm, nah bei Mama und bezogen auf alle Sinne recht homogen, so muss dein Baby nun auch unglaublich viele Reize verarbeiten.

Alle Sinneswahrnehmungen haben sich für dein Baby mit der Geburt vollkommen verändert. Die Geräusche sind anders, es gibt keinen „mütterlichen Klangteppich“ mehr. Es ist hell und verdammt bunt auf dieser Welt. Dein Baby liegt in seinem Bettchen und spürt dort nur die Unterlage, drumherum ist freier, „leerer Raum“. Es muss sich mit all dem vollkommen neu orientieren. All diese Reize verursachen quasi ein wildes Neuronengewitter im Gehirn deines Babys. Das Gehirn hat wirklich Siebenmeilenstiefel an in der Entwicklung der ersten Lebensmonate.

Es scheint, dass Babys, die viel weinen, damit zu Beginn ihres Lebens überfordert sind. Auch die Fähigkeit, sich selbst zu beruhigen und einfach einzuschlafen, wenn die Müdigkeit kommt, ist noch nicht vorhanden. Babys, die viel weinen, scheinen es grundsätzlich mit dem Schlaf-Wach-Rhythmus und der Selbstregulation schwerer zu haben. Oft wachen sie schnell wieder auf, schlafen nur kurz und oberflächlich und erreichen selten den entspannenden Tiefschlaf. Das Einschlafen und Sich-selbst-Beruhigen muss das Baby erst lernen, es braucht am Anfang dazu das Verständnis um diese Dinge, die Hilfe und Unterstützung der Eltern. Ohne diese ist es noch verloren.[i]

Am ehesten gelingt das, indem du dich in die Welt deines noch ungeborenen Babys hineinversetzt und auf verschiedenen Ebenen gebärmutterähnliche Verhältnisse schaffst. Diese Welt ist ihm vertraut und macht es ihm leichter, etwas allmählicher in dieser ganz neuen Welt anzukommen.

Das hilft dir und deinem Baby

  • Herumtragen, also intensiver, naher Körperkontakt ist oft das Einzige, was hilft. Ein Tragetuch kann da entlastend sein, weil du beide Hände frei hast, um etwas zu essen, ein paar Tassen in den Geschirrspüler zu stellen oder einfach ein bisschen „herumzupuzzeln“.
  • Auch das so genannte „Pucken“, also das feste Einwickeln des Babys gibt Halt und Begrenzung und tut vielen Babys gut. Deine Hebamme kann dir zeigen, wie das geht.
  • Sehr bald hast du auch ein Gespür dafür, welche Tageszeiten besser oder schwieriger sind. Richte deinen Tagesablauf danach – dein Baby wird nicht auf deine Essens- und Schlafbedürfnisse Rücksicht nehmen kö Wenn es mal schläft: Erst essen, dann duschen. In dieser Reihenfolge. An ganz guten Tagen geht vielleicht sogar beides. Wenn du „schnell Mails checken oder staubsaugen“ davor gepackt hast, rächt sich das!
  • Sorge für eine reizarme Umgebung. Verschiebe Ausflüge zur nächsten H&M-Filiale und zu IKEA auf spä Lade sparsam Besuch ein und nur Menschen, die du wirklich gerne um dich hast.
  • Triff dich mit Freundinnen oder anderen Müttern zum Spazierengehen. Das geht am ehesten zu verabredeten Zeiten. Zu Hause oder im Café ist fast immer viel schwieriger. Coffee-to-go ist, da bin ich mir vollkommen sicher, erfunden worden für frische Mütter!
  • Sorge für Deine eigene Entlastung, damit diese auch für dich so anstrengende Phase etwas leichter wird. Es ist wichtig, dass du deine Akkus auflä Wenn du für deine Entspannung sorgst, sorgst du auch für die Entspannung deines Kindes. Also: Organisiere eine Putzfee, kaufe online ein, nimm die Angebote der Omas an (wenn das für dich eine wirkliche Entlastung ist). Eine halbe Stunde Kaffee trinken im Lieblingscafé, während die Studentin von gegenüber mit dem Kinderwagen um den Block schiebt, kann Gold wert sein!

High-Need-Babys

Es gibt Babys, bei denen geht die Bedürftigkeit und auch das Weinen über das hinaus, was „normal“ ist. Babys, die mindestens an drei Tagen der Woche mehr als drei Stunden untröstlich weinen, nennt man ein wenig despektierlich Schreibabys. In diesen Situationen findest du Hilfe in so genannten „Schreiambulanzen“, die es mittlerweile zumindest in mittleren und größeren Städten gibt. Wenn es wirklich schlimm ist, kann das eine ganz wertvolle Anlaufstelle sein, um deinen Kontakt zu deinem Kind zu stärken und die Mama-Baby-Kommunikation verständnisvoller zu gestalten.

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