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Magazin . Baby | Das Leben | Geburt

Ein Geburtsplan

Ein Geburtsplan ist eigentlich natürlich schon ein Widerspruch in sich. Eine Geburt lässt sich nicht planen, gerade das Ungezügelte, Unberechenbare, Kontrollverlustige ist wesentlicher Teil einer Geburt. Du wirst nicht wissen oder in wesentlichen Dingen beeinflussen können, was auf dich zukommt. Dennoch ist es gut, zu träumen, sich Dinge zu wünschen und zu erspüren, was dir wichtig ist – und ein paar Dinge ganz konkret mit dem Klinikpersonal zu besprechen und deine Ideen mit den Vorstellungen deiner Geburtsklinik abzugleichen.

VON Kareen Dannhauer

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Manche Dinge, die du dir wünschst und vorstellst, sind in so manchem Klinikalltag (noch) nicht selbstverständlich, obwohl z. B. die best practice in den Leitlinien etwas anderes sagt. Andere sind leider nicht realistisch mit der derzeitigen Situation im Gesundheitswesen vereinbar, weil der Betreuungsschlüssel oder bauliche Gegebenheiten (z. B. nur eine Badewanne für drei Kreißsäle) bestimmte Dinge nicht erlauben. Aber es ist deine Geburt, und deine Wünsche sind wichtig! Überlege dir also – gern zusammen mit der Person, die dich zur Geburt begleiten wird – so etwas wie eine Wunschversion: Schreibe auf, wie du dir den Verlauf der Geburt vorstellst, welche Wünsche du hast, welche Medikation du in Erwägung ziehst oder ausschließen möchtest, was dir aus dem Geburtsvorbereitungskurs oder Gesprächen mit deiner Hebamme und geburtserfahrenen Freundinnen als besonders wichtig oder eindrucksvoll in Erinnerung geblieben ist.

Welche Form du wählst und was du mit diesem Plan machst, ist individuell verschieden. Manche Paare machen sich eine gemeinsame Liste und kommen dadurch fokussiert ins Gespräch über die herannahende Geburt, auch über alle eigenen Wünsche, Bedürfnisse und vielleicht Sorgen. Je mehr ihr von den Vorstellungen des anderen wisst, umso besser. Du kannst so eine Liste in den Notizen deines Telefons einspeichern, als Spickzettel für euch selbst dann im Kreißsaal, du kannst einen Brief an die Hebamme schreiben oder eine lange detaillierte Liste zum Anmeldegespräch mitbringen. Alles Mögliche kann darin Thema sein: Du hast eine Lieblings-Geburtsposition, wünscht dir eine Wassergeburt, das ganze »Damm-Thema«, was möchte deine Begleitperson sehen oder miterleben oder was eben genau nicht, was möchtest du, was nicht … Und neben allgemeineren Themen gibt es ein paar ganz konkrete Dinge, die du der Hebamme sagen solltest, wenn sie dir wichtig sind.

Mögliche Punkte könnten sein:

  • Ich möchte keinen prophylaktischen venösen Zugang (Flexüle) bekommen.
  • Ich möchte in Bewegung bleiben und auch für ein CTG oder eine vaginale Untersuchung nicht meine Position aufgeben müssen.
  • Ich weiß, dass es Schmerzmittel gibt, und werde danach fragen, wenn ich sie brauche.
  • Wenn ich eine PDA benötige, möchte ich dennoch in meiner Mobilität unterstützt werden.
  • Ich möchte keinen Dammschnitt, wenn es nicht dringend notwendig ist.
  • Ich möchte mein frisch geborenes Baby selbst zu mir nehmen, wenn möglich.
  • Ich möchte keine routinehafte Gabe von Oxytocin zur Plazentalösung bekommen.
  • Ich möchte, dass die Nabelschnur auspulsieren darf oder erst nach der Geburt der Plazenta abgenabelt wird.
  • Und eben alles, was dir wichtig ist.

Wenn du einen Geburtsplan als »Brief an die Hebamme« formulierst, sei dir dessen bewusst, dass die Empfängerin ein Mensch ist, der per se vollkommen auf deiner Seite steht und dessen höchstes Ziel es ist, dir zu helfen und dich zu unterstützen, in allem, was ihm möglich ist, sodass du eine »gute Geburt« erleben kannst. Sei also freundlich und nicht in erster Linie fordernd und schroff.

Manche Geburtspläne im Netz bestehen aus zusammengeklöppelten Foren-Einträgen von 1998, die veraltete Infos enthalten oder Interventionen thematisieren, die seit Jahren in allen Kreißsälen ausgestorben sind und ganz offensichtlich nicht von Fachpersonen zusammengestellt worden sind. Oder die per Google Translate aus dem Amerikanischen übersetzt sind, wo ganz andere Bedingungen gelten als in Deutschland. Kein Baby bekommt mehr schleimhautreizende Augentropfen (Credé-Prophylaxe, bis 1992 gesetzlich verankern, danach abgeschafft), und es ist auch nicht notwendig, darauf hinzuweisen, dass ihr »bei einem Kaiserschnitt nicht möchtet, dass die Gebärmutter entfernt wird«, denn niemand, der noch ganz bei Trost ist, wird das – außer in einer lebensbedrohlichen Notfallsituation – auch nur in Erwägung ziehen. Besprecht diesen Plan dann mit der Hebamme, am besten schon beim Anmeldegespräch einige Wochen vor der Geburt, spätestens dann bald nach dem Ankommen im Krankenhaus.

Deine Begleitperson kann möglicherweise für die Umsetzung einzelner Wünsche gegenüber dem Klinikpersonal eine große Hilfe sein. Gebärende Frauen können während der Geburt nicht diskutieren, falls das notwendig sein sollte, sie sollen sich ungestört dem Gebären hingeben und nicht auf rationalen Ebenen und in akademischen Diskursen unterwegs sein. Und: Sei dir darüber im Klaren, dass es sich um eine Wunschversion handelt und dass es oft ganz anders kommt als gedacht …

 

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