Kinderwunsch
Wow, ist das alles komplex. Es muss so vieles stimmen, damit ein Baby überhaupt erst entsteht. Manchmal dauert es auch etwas länger, bis sich dieser Herzenswunsch erfüllt. Für euch bedeutet das womöglich banges Warten, viele Rätsel, viele Perspektiven und vielleicht etwas medizinische Kunst. Doch dann ist es soweit: Du bist schwanger. Auf dem Weg dahin braucht ihr achtsame Begleitung und Hilfe, die auf euch zugeschnitten ist.
Fruchtbare Wegweiser
Das Zeitfenster, in dem du schwanger werden kannst: Ja, es ist recht schmal. Und dein Zyklus ein guter Anfang, es zu finden. Aber dein Körper bietet noch ein paar mehr richtig gute Hinweise, wann die Zeit für Baby-Sex gekommen ist. Von Mittelschmerz bis Zervixschleim: Auf welche Anzeichen für Fruchtbarkeit du achten solltest und wie du sie richtig interpretierst
Üblicherweise bestimmen wir den Zyklus über das deutlichste Zeichen, nämlich die Menstruation. Es ist ein einfaches Zeichen, leicht erkennbar, jede kann es in ihren Kalender (oder ihre App) eintragen. Für das Schwangerwerden ist aber ein anderer Fixpunkt viel wichtiger, nämlich der Eisprung.
Es gibt ein paar kalendarische Grundregeln – mit der üblichen Schwankungsbreite. Hattest du einen Eisprung, findet immer zehn bis 16 Tage danach eine Menstruation statt, wenn du nicht schwanger geworden bist. Die zweite Zyklusphase, die Lutealphase, ist also die stabilere Zyklusphase mit einer geringeren Schwankungsbreite.
Die größere Variabilität hat die Eireifungsphase, die Follikelphase. Eisprünge können zu sehr unterschiedlichen Zeitpunkten eintreffen, es gibt sie am achten oder am 38. Tag eines Zyklus. Je jünger Frauen sind, umso später im Zyklus ist tendenziell der Eisprung, ältere Frauen haben oft kürzere Follikelphasen.
Du musst natürlich keinen top-regelmäßigen Zyklus haben, um schwanger zu werden. Umgekehrt ist ein regelmäßiger Zyklus ein Zeichen für eine wahrscheinliche Fruchtbarkeit und macht es vermutlich einfacher, die fruchtbaren Phasen zu identifizieren.
FRUCHTBARE KÖRPERZEICHEN
Die gängige Abkürzung für das Sammeln und Auswerten der fruchtbarkeitsweisenden Körperzeichen heißt NFP, natürliche Familienplanung. Sie beschreibt die sogenannte symptothermale Methode zum Identifizieren der fruchtbaren und nicht-fruchtbaren Phasen im weiblichen Zyklus und kann demnach gleichermaßen für die Empfängnisverhütung als auch einen Kinderwunsch genutzt werden.
Die Methode Sensiplan® wurde von der Arbeitsgruppe NFP in Zusammenarbeit mit dem Forschungsprojekt NFP am Universitätsklinikum Heidelberg entwickelt. Dabei werden zwei wissenschaftlich abgesicherte, erwiesenermaßen aussagefähige Symptome kombiniert: das Messen der Basaltemperatur und die Identifizierung des fruchtbaren Muttermundschleims. „Natürlich“ bedeutet schlicht, dass man Zeichen der Körperbiologie nutzt, also gewissermaßen „angewandte Biologie“ betreibt.
Basaltemperatur
Das Messen der Basaltemperatur, also der Temperatur beim morgendlichen Aufwachen, identifiziert innerhalb des Zyklus zwei Temperaturniveaus, ein niedrigeres vor dem Eisprung und ein höheres danach, denn das Progesteron deiner zweiten Zyklusphase lässt deine Temperatur nach dem Eisprung ansteigen. Die Basaltemperatur kann einen Eisprung also erst im Nachhinein identifizieren, das heißt, für die prospektive Auswertung beim Kinderwunsch ist sie weniger geeignet, weil du ja, wie du bereits erfahren hast, vor allem vor dem Eisprung fruchtbar bist.
Wie „hoch“ oder „niedrig“ die beiden Temperaturniveaus sind, ist individuell unterschiedlich. Meist liegen etwa 0,2 bis 0,5 Grad dazwischen, sie sind also grafisch aufbereitet in den typischen Kurven gut voneinander zu unterscheiden. Eine Basaltemperatur unter 36,5 Grad kann übrigens auch auf eine Schilddrüsenunterfunktion hinweisen, und die ist ein wirklicher „Fertilitätsdowner“.
Vielleicht wirkt es auf den ersten Blick etwas umständlich. Es ist aber enorm nützlich, einige Zyklen lang die Basaltemperatur zu messen, wenn du dir ein Baby wünschst und nicht sofort schwanger wirst. Es hilft dir erstens, deinen Zyklus besser kennenzulernen. Zweitens kann die Temperaturkurve auch Hinweise liefern, ob eine Zyklusstörung vorliegt, du tatsächlich Eisprünge hast oder etwa die Gelbkörperphase nach dem Eisprung kürzer ist, als es für das Heranreifen eines Babys günstig wäre. Dafür brauchst du lediglich ein Basalthermometer, das über zwei Nachkommastellen verfügt und ein Temperaturblatt (analog oder digital).
Zervixschleim
Das wichtigste hochfruchtbare Körperzeichen, das du konkret nutzen kannst, ist das spezielle Zervixschleim-Zeichen, das durch das Östrogenhoch kurz vor dem Eisprung ausgelöst wird. Du kannst den Zervixschleim dann in der Regel am Scheideneingang sehen und fühlen. Ist das der Fall: Habe Sex an diesem Tag!
Frauen beschreiben das Schleimphänomen ganz unterschiedlich: Meist ist dieser Schleim klar und glasig, dabei zwischen den Fingern elastisch – man nennt das spinnbar. Er wird verglichen mit Hühnereiweiß, mit »Uhu« oder profan mit »Schnodder«. Meist ist er am Scheideneingang auch gut spürbar: »Es flutscht« beim Abputzen oder fühlt sich einfach sehr feucht an, »so wie eingeölt«.
Mittelschmerz
Manche Frauen nehmen in der Mitte ihres Zyklus den sogenannten Mittelschmerz wahr. Das ist es nicht unbedingt der Eisprung selbst, aber ein charakteristisches »Gefühl« tief innen im sogenannten Douglasraum, einer Umschlagfalte des Bauchfells hinter deiner Gebärmutter. Dieses Gefühl ist über zwei bis drei Tage in wechselnder Intensität auf sehr typische Art spürbar. Wieso, dazu gibt es verschiedene Theorien.
Unser Bauchfell ist äußerst empfindlich, da es als körpereigenes Alarmsystem dient: Man spürt etwa einen durchgebrochenen Blinddarm oder eine Eileiterschwangerschaft auf dramatische Weise, damit man sich Hilfe sucht. Als deutlichen peritonealen Reiz, wie Mediziner das nennen. Tropft beim Eisprung etwas Flüssigkeit aus dem Follikel auf das Bauchfell, kann das einen solchen peritonealen Reiz auslösen. Man merkt diesen Mittelschmerz oft klassischerweise beim Hinsetzen oder Auftreten, wenn also der Douglasraum von unten leicht erschüttert wird.
Auch kann ein sogenannter „Portioschiebeschmerz“ ausgelöst werden, wenn der Gebärmutterhals durch deinen Finger oder einen Penis angestupst wird. Parallel fühlt sich der gesamte Unterleib oft gespannt, prall und empfindlich an. Es ist also meist nicht das Platzen des Eibläschens selbst, welches diesen Mittelschmerz auslöst.
Weitere vermutete Ursachen sind ein Kapselschmerz am prallen Eierstock, der schon vor dem Eisprung spürbar sein kann. Und ein Ziehen, das womöglich durch Kontraktionen der Eileiter ausgelöst wird, die – bedingt durch das Östrogenhoch vor dem Eisprung – für einen gewissen Sog in die Gebärmutter sorgen.
Veränderung von Gebärmutterhals und Muttermund
Auch der Muttermund verändert sich in Form und Konsistenz rund um dein fruchtbares Zeitfenster. Dein Gebärmutterhals wird weicher, der Muttermund öffnet sich leicht und rückt etwas schambeinwärts nach vorn. Mit etwas Übung kannst du auch diese Veränderung ertasten und zusammen mit den anderen Körperzeichen in deine Fruchtbarkeitsbeobachtung aufnehmen.
Eisprung-Teststreifen
Das zentrale Hormon aus der Hypophyse, was die sprungreife Eizelle über die Klippe schubst, ist das luteinisierende Hormon, das LH. Es wird in Form eines klassischen steilen Gipfels und ausschließlich rund um den Eisprung ausgeschüttet und ist ein unbestechlicher Marker. Schlauerweise kann man das LH nachweisen, nicht nur per Blutentnahme im Labor, auch mit einem Pipi-Test zu Hause. Den gibt es im Internet im 50er- Pack für unter 20 Euro.
Klingt smart, ist aber in der Praxis – wie so oft – nicht ganz einfach:
Man muss mit den LH-Teststreifen wirklich häufig testen, um das kleine Zeitfenster des LH-Anstieges zu erwischen. Der LH-Peak ist kurz, deine Eizelle nach dem Sprung nur 12 bis 18 Stunden befruchtbar, und die Spermien müssen erst zur Eizelle hinschwimmen. Dafür brauchen sie etwa 8 bis 12 Stunden. Dein fruchtbarstes Zeitfenster für Sex ist am Tag vor deinem Eisprung. Ein positiver LH-Test auf dem Streifen kann also definitiv zu spät sein, wenn du deinen Mann nicht aus einem Meeting heraustelefonieren möchtest.
Das LH wird zudem typischerweise pulsatil, also in Form von kleinen »Spikes« ausgeschüttet, etwa einen Tag lang, alle drei bis fünf Stunden einer. Je nach Testzeitpunkt könnte womöglich der morgendliche Test negativ sein, der am Mittag positiv und abends erneut negativ.
Beides bedeutet, dass eine Messung am Tag sehr wahrscheinlich zu wenig ist, um den LH-Anstieg überhaupt oder ausreichend früh zu erwischen. Wenn du an den infrage kommenden Tagen bei jedem Pinkeln testest, wird auch das »Konzept 50er-Pack« klar. Der reicht bei einigen Frauen nämlich gerade für zwei Zyklen.
Wahrscheinlich überflüssig zu erwähnen: Es gibt auch LH-Peaks ohne folgenden Eisprung, es gibt Eisprünge ohne LH-Peak (oder ohne per Teststreifen erwischte LH-Peaks), und es gibt Frauen, bei denen die Sensitivität dieser Tests nicht ausreicht.
Bestes Sex-Timing fürs Schwangerwerden
Schwanger werden ist am wahrscheinlichsten ein bis zwei Tage vor der Ovulation. Für die Praxis heißt das:
- ab Beginn des fruchtbaren Zervixschleims (ein bis zwei Tage vor dem fruchtbaren Schleimhöhepunkt und am Tag des Schleimhöhepunktes),
- zwei bis vier Tage vor dem 1. Temperaturanstieg
- am Tag des LH-Peaks per Teststreifen.
Ab ins gemachte Nest!
Es ist passiert: Eine Eizelle wurde befruchtet – und ist auf dem Weg in deine Gebärmutter. Doch damit dieser kleine Babyfunken dort wächst und gedeiht, muss er sich erst gut einnisten. Worauf es bei der Einnistung ankommt, welche Rolle die Gebärmutterschleimhaut spielt und mit welchen Vitalstoffen du diesen Vorgang easy unterstützen kannst
Manchmal geschieht ein kleines Wunder: Wenn eine deiner Eizellen im Eileiter vom schnellsten Spermium befruchtet wird, macht sich dieser kleine Menschenfunken auf den Weg in deine Gebärmutter. Bis er dort ankommt, vergehen etwa vier bis fünf Tage. Aus einer gemeinsamen Urzelle werden auf dieser Reise etwa 100 Zellen, die nun beginnen, sich auszudifferenzieren. Die äußeren Zellen dieses sogenannten Trophoblasten sondern bei der Ankunft in der Gebärmutter bestimmte Enzyme ab, die die Schleimhaut ein wenig aufweichen, sodass sich die Eizelle gut niederlassen und in das Endometrium einkuscheln kann. Manchmal löst dieser Vorgang eine kleine Einnistungsblutung aus.
Diese aufgelöste Schleimhaut dient als Powernahrung für dein winziges Baby, der Embryo verdoppelt seine Größe innerhalb weniger Tage und beginnt mit der Produktion des ß-HCG, das den Gelbkörper weiterhin zur Progesteronproduktion anregt. Einzelne Trophoblastenzellen lösen sich nun auf und ermöglichen eine Verbindung mit dem mütterlichen Blutstrom. Ungefähr zwei Wochen nach der Befruchtung ist diese Verbindung zum mütterlichen Körper hergestellt, es differenzieren sich Embryo, Plazenta und dazwischen die Nabelschnur.
So unterstützt du die Einnistung
Ein wichtiger Meilenstein des Schwangerwerdens ist die Konzeption, also die Vereinigung von Eizelle und Spermium. Der andere ist die Nidation, die Einnistung der befruchteten Eizelle. Das Endometrium sollte idealerweise mindestens 9 bis 10 mm dick sein. Um die Einnistung zu unterstützen und für den Aufbau einer nahrhaften und gut durchbluteten Gebärmutterschleimhaut zu sorgen, kannst du Folgendes tun:
- Trinke 2 Tassen Himbeerblättertee ab dem Eisprung (mehr dazu am Ende des Texts) oder mische ihn 1:1 mit
- Vitamin E verbessert die Endometrium-Qualität; nimm davon 100 mg täglich.
- Omega-3 verbessert die Durchblutung und Nährstoffversorgung in feinen Geweben; nimm ein Nahrungsergänzungsmittel mit mindestens 400–1000 mg DHA/EPA täglich.
Wenn du bereits einmal (oder mehrfach) eine Fehlgeburt oder in einer vorangegangenen Schwangerschaft eine Form von Präeklampsie erlebt hast, können zusätzlich folgende Nahrungsergänzungen eine gute Idee sein:
- L-Arginin, vor allem bei Frauen, die schon Fehlgeburten hatten: Ergänze 4–6 g täglich, beginne nach dem Eisprung mit der Einnahme.
- ASS (Aspirin®) 150 mg täglich – eine verbreitete Off-Label-Empfehlung zur Verhinderung von Mikrothromben während der Nidation und in den allerersten Schwangerschaftswochen.
Gut bei Kinderwunsch: Himbeerblätter
Im traditionellen Hebammenwissen gehören Himbeerblätter zu den wichtigsten Frauen- und Fruchtbarkeitskräutern. Sie fördern die Durchblutung im kleinen Becken, lockern den Muttermund und kräftigen die Gebärmuttermuskulatur.
Wegen dieser Wirkung sind sie später für die Geburtsvorbereitung in den letzten Wochen der Schwangerschaft kaum wegzudenken, aber auch beim Schwangerwerden leisten sie einen wertvollen Beitrag. Himbeerblätter können die »Durchsaftung« – so wird es in alten geburtshilflichen Büchern genannt – gut unterstützen. Diese Aufgabe erfüllen sie auch schon zur Vorbereitung und ganz zu Beginn einer Schwangerschaft. Deshalb sind sie ein ganz wichtiger Bestandteil von Kinderwunschtees. Mit Himbeerblättern kommen die Kinder gut in deine Gebärmutter hinein und auch gut wieder heraus.
In Kinderwunschtees finden sich Himbeerblätter vor allem für die erste Zyklusphase. Sie unterstützen die Einnistung, indem sie die Gebärmutterschleimhaut schön weich, gut durchblutet und hoch aufbauen. Trinke sie in einem Zyklustee als Mischung, pur oder im Wechsel – ganz wie du magst.
Vom Umgang mit dem Unfassbaren
Es ist ein Moment, in dem man gefühlt ins Bodenlose fällt. Weil das, worauf man sich so gefreut hat, plötzlich nicht mehr da ist. Missed Abortion heißt es, wenn sich das Baby ganz früh in der Schwangerschaft unbemerkt verabschiedet. Wenn diese noch zart, fragil und oft ein Geheimnis ist. Eine emotionale Katastrophe. Nach der sich die Frage stellt: Lasse ich eine Ausschabung zu – oder warte ich, bis die Blutung von allein passiert? Eine Entscheidungshilfe
Die meisten Fehlgeburten, die ich lieber „Kleine Geburten“ nenne, ereignen sich im Rahmen einer sogenannten „verhaltenden Fehlgeburt“, medizinisch: die missed abortion. Sie macht sich erst nicht an bestimmten äußerlichen Symptomen bemerkbar. Oft wird nur zufällig bei der zweiten oder dritten Vorsorgeuntersuchung entdeckt, dass das Baby nicht mehr gewachsen und keine Herzaktion mehr nachweisbar ist. Eine Blutung fehlt also zunächst. Diese Diagnose ist immer ein Schock und eine emotionale Katastrophe. Dein Baby ist gegangen, einfach so.
Der weitere Umgang damit ist leider in Deutschland nach noch immer weitgehend, mit Verlaub, hinter dem Mond. Dabei sind Fehlgeburten häufig. Etwa 20 % aller Frauen sind irgendwann in ihrem Leben davon betroffen. Doch nach wie vor ist es vielerorts medizinische Routine, Frauen sofort zu einer Curettage zu raten, einer Ausschabung also (warum nur gibt es in der Frauenheilkunde so viele verletzende, schmerzhafte Worte?). Dabei ist das in den seltensten Fällen notwendig und zudem auf vielen Ebenen eine weitere Verletzung der weiblichen Integrität.
Mein Baby lebt nicht mehr: Und nun?
Ein trauriges und schmerzendes Tabu. Über das es gerade deswegen wichtig ist, zu sprechen. Allein, um zu wissen, dass man damit nicht allein ist. Und was man jetzt tun kann.
Und das ist: erst mal gar nichts. Außer realisieren, was da geschehen ist. Zunächst stehst du unter Schock und machst nun – in sehr individuellem Tempo – alle Phasen der notwendigen Trauerarbeit durch. Verzweiflung, Trauer, Wut und die große Frage nach dem »Warum?« stürzen dich in eine emotionale Achterbahn. Von jetzt auf gleich ist alles anders.
Ein winziger Hoffnungsfunken: Einige Babys wachsen auch zu Beginn einer Schwangerschaft sehr unorthodox. Von den gültigen Normwerten ist das zu halten, was immer von ihnen zu halten ist: Es ist die Mittellinie durch alle Ausreißer. Untersuchungen zeigen, dass Abwarten auch bei leeren Fruchthöhlen und Babys ohne Herzschlag durchaus sinnvoll ist. Manche Babys scheinen zu einer ganz frühen Zeit in einen Art „Winterschlaf“ zu fallen. Es spricht überhaupt nichts dagegen, etwa zwei Wochen lang zu warten – um dann noch einmal zu schauen, ob das Baby nicht doch noch da ist. Hänge nicht alles daran, aber überstürze eben auch nichts.
Zwischen Abwarten und Ausschaben
Wenn es doch so ist, dass dein Baby gegangen ist: Verarbeiten ist ein Prozess. Körper und Seele brauchen Zeit. Deshalb ist es hilfreich, nichts zu überstürzen. Bis vor wenigen Jahren war es üblich – und in einigen Regionen ist es das bis heute –, Frauen direkt nach der Diagnose in eine Klinik zur Ausschabung zu überweisen. Das ist weder notwendig noch ratsam. Für jede weitere Schwangerschaft ist es gut, die Gebärmutter in Ruhe zu lassen und keinem Verletzungsrisiko auszusetzen. Sie kann das allein! Du kannst alternativ eine natürliche »Kleine Geburt« zu Hause abwarten. Das kann allerdings dauern, manchmal nur einige Tage, manchmal (wenige) Wochen. Nur in ganz seltenen Fällen ist eine Curettage nötig!
Entscheidungshilfe: Will ich auf die „Kleine Geburt“ warten?
- Überlege zumindest, ob das eine Option für dich ist. Es ist verständlich, dass du erst mal innerlich die Flucht ergreifst und nur in Narkose versetzt werden möchtest, in der Hoffnung, das könne auch deine unendliche Verzweiflung betäuben.
- Ein totes, winziges Baby in deinem Bauch – und einfach abwarten? Das kann eine unheimliche Vorstellung sein. Andersherum gedacht: Bei dir ist es noch sicher und geborgen. Du entwickelst mit Sicherheit keine „Vergiftungs“- oder Sepsis-Symptome. Ganz ernsthaft und ganz sicher: Es ist nicht gefährlich, abzuwarten!
- Suche dir eine Hebamme, die Fehlgeburten zu Hause begleitet. Sie unterstützt dich in diesem Prozess, körperlich, aber auch in deiner Trauer, mit allen deinen Fragen. Falls es nötig ist, gibt es verschiedene Möglichkeiten der naturheilkundlichen Unterstützung, die sie anwenden kann. Auch diese Hebammenbegleitung wird von deiner Krankenkasse übernommen.
- Ausnahmslos alle Frauen, die ich mit einer Fehlgeburt zu Hause begleitet habe, waren sehr glücklich und dankbar, einen Weg gegangen zu sein, der Bestandteil des „Lebens im Fluss“ und der eigenen körperlichen Kompetenz war, der keine (chirurgischen) Maßnahmen unter Narkose gebraucht hat.
Was Abwarten für dich emotional bedeutet
Wenn du auf eine Ausschabung verzichten möchtest, ist das Wichtigste, dass dir klar ist, dass es Warten bedeutet. Und nicht immer leicht ist. Rechne damit, dass es eher zwei bis drei Wochen als Tage dauert, bis dein Körper das Baby hergeben möchte. Nimm dir diese Zeit zum Abschied nehmen, zum Weinen – für all das. Ich empfehle den Frauen immer als erstes, den Zyklus aus der Zeit vor der Schwangerschaft nachzurechnen. Oft verabschieden sich die Kinder zu einem Zeitpunkt, an dem du normalerweise deine Menstruation bekommen hättest.
Das Warten kann zäh sein, traurig, leer und lang. Und es ist eine Herausforderung, deinen Alltag mit dem Geschehen in dir zu verbinden. Manchmal wirst du das Gefühl haben, nichts ließe sich damit vereinbaren. Wie sollst du weitermachen, als sei nichts geschehen, arbeiten, einkaufen, Kindergarten-Elternabend, Geburtstag einer Freundin? Und dabei darauf warten, dass du dein Baby endgültig verlierst? Manchmal tut es gut, sich mit diesen alltäglichen Dingen abzulenken. Die Sorge, dass es jederzeit ohne Vorwarnung losgehen könnte, du also unvermittelt zu bluten beginnst, ist fast immer unbegründet.
Im Nachhinein wird sich die Zeit, die du dir genommen hast, für dich friedlich, gut und richtig anfühlen. Genauso wie die Wichtigkeit, die du damit diesem Kind eingeräumt hast, das ab jetzt Teil deiner Biografie (und auch für immer dein Kind) sein wird. Es ist mitunter ein notwendiger Weg. Und manche Schritte, die wir im Leben zu gehen haben, lassen sich nicht abkürzen.
Und wenn Warten doch nicht das Richtige ist?
Medikamentös
Eine Alternative ist das Medikament Misoprostol (Cytotec®). Es wird im Off-label-Verfahren für eine Geburtseinleitung bei Terminüberschreitung, aber auch für einen medikamentösen Schwangerschaftsabbruch verwendet. Misoprostol ist verschreibungspflichtig und löst bei einer missed abortion recht zuverlässig eine Fehlgeburt aus. Diese Tabletten werden vaginal angewandt, und es braucht eine valide Dosis: In Studien kommt es nach 800 μg Misoprostol bei 90,6 Prozent und nach 600 μg bei 87,8 Prozent aller Frauen (meist 3 bis 4 Tabletten à 200 μg) zu einer vollständigen Fehlgeburt, die keiner weiteren Behandlung bedarf. Oftmals bekommt man nach wenigen Stunden dabei Blutungen und wehenartige Schmerzen. Daher ist eine gute Begleitung wichtig – etwa durch deine Hebamme.
Ausschabung
Eine Ausschabung (Curettage) ist natürlich nicht das Ende der Welt, obwohl sich vielleicht alles in dir gerade sowieso so anfühlt. Wenn alles Warten nicht zu einer spontanen (oder nicht zu einer vollständigen) „Kleinen Geburt“ geführt hat, oder wenn das für dich kein denkbarer Weg war, ist eine Curettage in der Gynäkologie ein Routineeingriff, der nur wenige Minuten dauert. In vielen größeren gynäkologischen Praxen wird er ambulant durchgeführt. Du bekommst dazu eine Narkose (kurz und angenehm, fast immer mit Propofol, einem intravenös verabreichten Narkosemittel) und kannst kurz darauf nach Hause gehen.
Eine wirklich gute Ergänzung
Nahrungsergänzungsmittel: Es gibt unzählige davon, doch nicht jedes ist gleich gut. Und vor allem: nicht gleich gut für dich. Wir geben dir acht Kriterien an die Hand, an denen du ein vertrauenswürdiges Supplement erkennen kannst – vom Preis über den Hersteller bis zum (unseriösen) Wirkversprechen
Wichtige Kaufkriterien für Nahrungsergänzungsmittel
Online-Kauf: über Hersteller informieren
Wenn du deine Produkte im Internet kaufst (was natürlich total in Ordnung ist), vergewissere dich der Seriosität des Herstellers. Schaue unbedingt ins Impressum, welches Unternehmen und welche Menschen dahinterstecken, und gern auch, was die Geschäftsführer noch so machen. Sind da fachlich kompetente Leute am Werk (findest du überhaupt Informationen dazu?) oder eher solche, die in erster Linie auf ein schnell skalierendes Online-Business aus sind?
Look & Feel: wenig aussagekräftig
Lass dich nicht vom Äußeren blenden: ein schickes Design, ein knackiges Storytelling, ein paar gekaufte Domains mit „Informationsportalen“ und ein großer Schwung 5-Sterne-Bewertungen sehen erstmal gut aus. Über die Qualität des Produkts sagt all das aber eher wenig aus.
Made in Germany: empfehlenswert
Wenn du sicher sein möchtest, dass die strengen gesetzlichen Richtlinien, etwa zu Inhaltsstoffen und Dosierungen, die in Deutschland gelten, eingehalten werden, solltest du einen Hersteller wählen, der seine Ware in Deutschland produziert und aus Deutschland verschickt. Viele Produkte, die aus dem Ausland versandt werden, sind hierzulande schlicht nicht verkehrsfähig und dürfen daher gar nicht in Deutschland verkauft werden.
„Natürlich“: nicht unbedingt erste Wahl
Besonders „bio“ oder „natürlich“? Kommt besonders gut an und sieht auch schicker aus auf Instagram, so ein fancy Superfood-Extrakt aus fernen Ländern. Die Dosis konkreter Vitamine aus einem Pflanzenextrakt ist für ein NEM aber schwierig umzusetzen oder sogar gar nicht erlaubt (weil natürliche Stoffe nie standardisierte Mengen eines Wirkstoffes enthalten, das aber im Rahmen der Verkehrsfähigkeit eine Rolle spielt). Vor allem geht „natürlich“ meist zulasten der Bioverfügbarkeit, weil die „aktivierten“ Verbindungen aus dem Labor weniger von den komplexen Umbauprozessen in deinem Stoffwechsel benötigen. Und man benötigt auch viel größere Mengen, etwa „8 Kapseln für den Tagesbedarf“. Wenn da „aus Gojibeerenextrakt“ steht – iss lieber die Gojibeere selbst (die heimische Blaubeere tuts auch).
Bioverfügbarkeit: Informiere dich, was das bedeutet
Bioverfügbarkeit ist bestimmt das Kriterium, das du ohne fachliches Hintergrundwissen am wenigsten einschätzen kannst. Das kann man aber nicht in einem einzelnen Post erklären. Ein bisschen mehr findest du auch in diesem Blogartikel.
Wirkungsversprechen: Zurückhaltung ist gesetzlich Pflicht
Am liebsten würde man natürlich auf seinen Kapseln lesen, dass diese „auch richtig was bringen“ und „wofür die genau sind“. Allerdings wären das Wirkaussagen mit gesundheitlichem Bezug, und die sind in Deutschland bei NEM verboten! Die einzige Ausnahme sind die so genannten, eng definierten Healthclaims, das sind die etwas geschraubten Formulierungen wie „Zink trägt zu einer normalen Fruchtbarkeit und einer normalen Reproduktion bei“. Je zurückhaltender die Formulierungen sind, umso ernster nehmen die Hersteller die Gesetzeslage.
Preis: Qualität kostet, aber es gibt Unterschiede
Gute Zutaten in der entsprechenden Qualität sind nicht billig, Wirkstoffe in guter Bioverfügbarkeit kosten oft ein Vielfaches (etwa CoQ10: Ubiquinol kostet mindestens das Doppelte oder Dreifache wie Ubiquinon). Dennoch fallen die Preise der unterschiedlichen Präparate extrem auseinander. Schau auf den Preis der gesamten Tagesdosis, von manchen Produkten benötigst du für die vorgesehene Tagesdosis eine, von anderen zwei oder mehr pro Tag.
Menge: NEM-Baukasten statt Superpille
Nur eine Pille? Wenn du dir einen individuellen Nährstoffplan zusammenstellst, landest du vermutlich bei einer Art „Baukasten“, den du dir ganz nach deinen Bedürfnissen und Gesundheitsthemen (etwa deiner Ernährungsform, deinem Alter, deiner medizinischen Vorgeschichte) individuell zusammenstellen kannst. Es wird also eher ein kleines Sammelsurium unterschiedlicher Präparate sein, zum Beispiel ein Multi, dazu Vitamin D (je nach Laborwert), Omega3 und ein Probiotikum. Es gibt diese Baukästen auch schon fertig zusammengestellt, meist sind das die qualitativ hochwertigeren Produkte, die eben auch etwas teurer sind. Auch wenn es convenient erscheinen mag: In eine einzige Pille passen die benötigten Supplemente meist schon quantitativ nicht hinein.
Podcast
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